Die Gesellschaft in Krisen- und Übergangszeiten zu portraitieren, war das erklärte Ziel der zwischen 1990 und 1995 entstandenen Fotoserie des Ostberliner Fotografen Konrad Hoffmeister. Neben "Normalbürgern" offenbaren Prominente ihre ganz persönliche Sicht auf Deutschland und geben somit Auskunft über die deutsche Gesellschaft der Nachwendezeit.
Ausgangspunkt für den Fotografen ist die Zeit der Wende 1989. Der Fall der Mauer und der politische Umbruch ließen viele individuelle Biographien ins Wanken geraten. In vielen Fällen mußte die eigene Lebensplanung völlig neu überdacht werden. Den tiefgreifenden persönlichen Veränderungen wollte Hoffmeister nachgehen und sie mit seinem Medium, der Fotografie, darstellen. Dazu lud er ab Frühjahr 1990 Menschen aus seiner Nachbarschaft und aus der Öffentlichkeit bekannte Persönlichkeiten wie den heutigen Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse oder den Schriftsteller Walter Jens in sein Atelier ein. Sein Auswahlkriterium beschränkte sich auf Alter und Beruf. Hoffmeister ließ einen Kommentar zu Deutschland spontan auf einen Karton niederschreiben und fotografierte dann Text und Person vor einem neutralen Hintergrund.
Die Vielfalt der geäußerten Ansichten ergibt ein komplexes Stimmungsbild Deutschlands nach der Vereinigung. Ängste und Hoffnungen, Enttäuschungen und Aufbruchstimmung spiegeln sich in Hoffmeisters Portraits wider. Der Reiz von "Ansichten zu Deutschland" liegt auch in der Kombination von Portrait und Text. Jeder Portraitierte inszeniert sich und seine persönliche Meinung auf eine ganz markante Art.