Die Ausstellung präsentiert mehr als 200 Arbeiten des weltweit gefragten Pressezeichners Fritz Behrendt aus über sechs Jahrzehnten. Seine politischen Karikaturen bestechen durch ihre Treffsicherheit und lassen Zeitgeschichte in ungewöhnlicher Weise lebendig werden.
Fritz Behrendts Lebensweg ist eng mit der Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert verbunden. Als Kritiker jeglicher Form des Totalitarismus hat er Unrecht und Unterdrückung mehrfach am eigenen Leib erfahren. Er wurde sowohl während der Zeit des Nationalsozialismus als auch in der DDR verfolgt.
Geboren 1925 in Berlin, emigrierte er 1937 mit seinen Eltern in die Niederlande. Wegen seiner Mitwirkung im Widerstand gegen die deutsche Besatzung inhaftierte ihn 1945 die SS. Nach Kriegsende gründete er den linken niederländischen Jugendverband mit. 1947 folgte er einem Aufruf der Volksjugend Jugoslawiens und unterstützte als Kommandant einer internationalen Jugendbrigade den Wiederaufbau des Landes. 1949 ging Behrendt auf Drängen der FDJ-Führung um Erich Honecker nach Ost-Berlin und arbeitete dort im Zentralrat der Jugendorganisation als Referent für Sichtwerbung. Er entwarf zahlreiche Orden und Abzeichen, darunter auch das "Abzeichen für gutes Wissen". Im Dezember 1949 ließ ihn die SED als "Titoist" verhaften und sperrte ihn über sechs Monate in Einzelhaft: Fritz Behrendt war einer der ersten politischen Häftlinge der jungen DDR.
Auf Druck der niederländischen Regierung Mitte 1950 freigelassen, lebt und arbeitet er seitdem in Amsterdam. Als politischer Karikaturist genießt Fritz Behrendt Weltruf. Seine Arbeiten erschienen zeitweise in über 22 Zeitungen in der ganzen Welt, darunter "De Telegraaf" (Amsterdam), "Svenska Dagbladet" (Stockholm), "Berlingske Tidende" (Kopenhagen), "Die Weltwoche" (Zürich), die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Frankfurt), "Der Tagesspiegel" (West-Berlin), "Neue Kronen Zeitung" (Wien), "Los Angeles Times", "Ma'ariv" (Tel Aviv) und die "New York Times". Auch heute zeichnet er noch täglich Karikaturen für die Weltpresse.
Der "New York Herald Tribune" schrieb einmal, dass man die großen politischen Karikaturisten in der Welt an einer Hand abzählen könne: "Fritz Behrendt ist einer von ihnen."
Im Oktober 2000 verlieh ihm die UNO den erstmals vergebenen "United Nations Political Cartoon Award". Erst kürzlich erhielt er in Berlin für sein Lebenswerk den Preis der Gothaer Karikade, die wichtigste Auszeichnung für Karikaturisten in der Bundesrepublik.
Die Ausstellung im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig stellt sowohl Behrendts Biografie als auch sein engagiertes Werk vor. Es wird in ausgewählten Themenblöcken präsentiert, deren Zeithintergrund durch ergänzende Exponate, Fotografien und Medienausschnitte veranschaulicht wird. Besondere Schwerpunkte sind seine Sozialismuserfahrungen in Jugoslawien und mit der DDR, der Kalte Krieg, die gescheiterten Reformversuche im Ostblock, das geteilte Deutschland vom Mauerbau bis zum Zusammenbruch der DDR, die Wiedervereinigung Deutschlands, die 3. Welt und die Zerstörung der natürlichen Umwelt, sowie der Krieg auf dem Balkan.
Im Ausgangsbereich werden Karikaturen Fritz Behrendts zum aktuellen politischen Weltgeschehen gezeigt, die während der laufenden Ausstellung ständig um neue Arbeiten ergänzt werden.