Machtlosigkeit, Angst und Einsamkeit prägten den Alltag der Gefangenen in der Untersuchungshaftanstalt der Staatssicherheit in Hohenschönhausen. In einer Kombination aus Lebensgeschichten und visueller Annäherung setzt sich die Berliner Fotografin Franziska Vu mit dem Ort und den Erlebnissen ehemaliger Häftlinge auseinander. Eine Dokumentation des Projektes zeigt die Ausstellung, die vom 11. April bis zum 18. Mai im Foyer des Zeitgeschichtlichen Forums präsentiert wird.
"Inhaftiert" beschreibt das Leben in der Untersuchungshaftanstalt aus zwei Blickwinkeln: Großformatige Aufnahmen zeigen die heutige Spurensuche an jenem Ort, der zu Zeiten der SED-Diktatur in einem geheimen Sperrbezirk lag und in keinem Stadtplan verzeichnet war. Interviews mit ehemaligen Häftlingen führen die Fotografien mit realen Lebensgeschichten zusammen und berichten eindringlich vom Schicksal der Gefangenen.
Die Mehrzahl der Häftlinge in Hohenschönhausen waren so genannte "Staatsgegner", die das diktatorische SED-Regime erbittert verfolgte. Sie wurden wegen Republikflucht und anderer politischer Vergehen gegen die "sozialistische Gesetzlichkeit" inhaftiert und von der Staatssicherheit mit physischen und psychischen Mitteln systematisch gebrochen.
Streng abgeschirmt und in monatelangen Verhören zermürbt, ließ man sie im Unklaren darüber, wo sie überhaupt festgehalten wurden. Von der Bundesrepublik freigekauft, gelangten einige von ihnen nach der Haft in den Westen.
In ihren Bildern spürt Franziska Vu dem Haftalltag nach und fängt mit ihrer Kamera Szenerien ein, die die Inhaftierten während ihrer Haftzeit tagtäglich vor Augen hatten: kahle Betonwände, Zellentüren, Gitter und Absperrungen. Was jedem Einzelnen dort widerfuhr, können die Fotografien freilich nicht dokumentieren. Es sind die Zeitzeugen selber, die in sieben Einzelinterviews über ihre traumatische Haftzeit und die Auswirkungen auf ihr Leben damals und heute berichten.
Die Idee zu dem Projekt entstand als Reaktion auf die vor einigen Jahren grassierende "Ostalgiewelle", der Franziska Vu bewusst entgegen wirken wollte. Eine Kombination aus Buch und Ausstellung erschien ihr am besten geeignet, um die kritische Auseinandersetzung mit dem DDR-Unrechtsregime zu befördern. Mit ihrem Ansatz, Fotokunst und Zeitgeschichte zu verbinden, schafft sie zugleich einen ungewöhnlichen Zugang, um an Unrecht und Unterdrückung zu erinnern.