Der amerikanische Fotograf und Autor Edward Serotta dokumentierte in den 1990er Jahren die Vielfalt jüdischen Lebens im vereinigten Deutschland. Seine eindrucksvollen Fotografien bilden den Rahmen für die Präsentation der über zweihundertjährigen Geschichte des Synagogenbaus in Sachsen. Beide Ausstellungen werden aus Anlass der vierten Jüdischen Woche vom 23. bis 30. Juni 2001 in Leipzig gezeigt.
"Juden in Deutschland heute. Photographien von Edward Serotta"
Edward Serottas Bilder dokumentieren den Verlust von Kindheit und Heimat derer, die Verfolgung und Vernichtung überlebten und dennoch in Deutschland geblieben sind. Seit 1945 bildeten sich neue jüdische Gemeinden. Aus Osteuropa, aus Polen, Ungarn und der Tschechoslowakei emigrierten Juden nach Deutschland, heute kommen viele aus der ehemaligen Sowjetunion hinzu. Den Fotos, die an das Verlorene und an die Suche nach der eigenen Geschichte erinnern, stellt Serotta seine Perspektiven einer spannungsreichen "Normalität" von "Juden in Deutschland heute" gegenüber. Seine Fotos sind ein Kaleidoskop deutsch-jüdischer Wirklichkeiten, in dem Schmerz über die Vergangenheit neben Hoffnung auf Zukunft steht. Buch und Ausstellung sind Denkanstoß für die Auseinandersetzung mit der Schuld der Tätergeneration und zugleich Mahnung für die Lebenden.
Die in Kooperation mit dem Jüdischen Museum Frankfurt a.M. entstandene Ausstellung wurde erstmals 1997 im Haus der Geschichte in Bonn gezeigt und war seither an 13 verschiedenen Orten in Deutschland und weiteren 13 Stationen in den USA zu sehen.
"Synagogen in Sachsen. Retrospektive und Ausblick"
Synagogen gehören zu den zentralen Einrichtungen jüdischer Gemeinden. Ihr äußeres Erscheinungsbild wandelte sich historisch entsprechend den jeweils vorherrschenden Baustilen, aber auch abhängig von der Stellung der jüdischen Gemeinschaft in der Gesamtgesellschaft. Die Präsentation führt durch zwei Jahrhunderte Synagogenbau in Sachsen von der 1838 erbauten Sempersynagoge bis zu den Neubauten in Chemnitz und Dresden, die noch in diesem Jahr geweiht werden sollen. An ihnen lässt sich die wechselvolle Geschichte der Juden von ihrer rechtlichen Gleichstellung im Laufe des 19. Jahrhunderts über die Blütezeit jüdischen Lebens zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die Katastrophe des Holocaust und die schwierige Existenz in der DDR bis zum neuen Aufbruch in der Gegenwart nachvollziehen. Von den zwölf gezeigten Synagogen wurden sechs während des Novemberpogroms 1938 zerstört. Die in der Ausstellung gegebene Möglichkeit, diese Bauten mit Hilfe moderner Technik virtuell zu rekonstruieren, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass mit ihrer Vernichtung ein Stück Kultur unwiederbringlich ausgelöscht wurde.
Die Ausstellung wurde von der Ehpraim Carlebach Stiftung Leipzig und von der Gesellschaft der Freunde der Ephraim Carlebach Stiftung e.V. realisiert.