Rund 100 Fotografien des Ost-Berliner Fotografen Kurt Klingner zeigt das Zeitgeschichtliche Forum Leipzig in der Ausstellung "Arbeit, Alltag, Perspektiven. Fotografien aus drei Jahrzehnten DDR", die vom 10. Dezember 2009 bis 14. Februar 2010 im Foyer zu sehen ist. Die Präsentation gibt damit einen ersten Einblick in den Nachlass des Fotografen, der sich mit rund 15.000 Arbeiten vollständig in der Sammlung des Zeitgeschichtlichen Forums befindet.
Kurt Klingner – ein Name, der heute weitgehend unbekannt ist. Zu Unrecht, denn die ästhetisch brillanten und stilistisch variantenreichen Fotoserien aus dem Arbeits- und Alltagsleben erweisen sich als wertvolles Zeugnis für das gelebte Leben in der DDR.
Kurt Klingner wird 1908 in Riesa geboren und stirbt 1982 in Ost-Berlin, wo er sich kurz nach dem Zweiten Weltkrieg mit seiner belgischen Ehefrau Julika niedergelassen hat. Zeit seines Lebens ist Klingner hauptsächlich für den FDGB, den Freien Deutschen Gewerkschaftsbund, und der dort angesiedelten 16 Industriegewerkschaften als freier Fotograf tätig.
Er selbst bezeichnet sich als "Bildberichter", versteht sich vornehmlich als Reportagefotograf, dem eine sachliche Dokumentation am Herzen liegt. Pausenlos fährt er mit seiner Kamera kreuz und quer durch die DDR, besichtigt Betriebe und Kombinate, bereist FDGB-Ferienheime und Urlauberschiffe, besucht zahllose Sport- und Kulturveranstaltungen.
Ihn interessieren die Einrichtungen und Aktionen, die der Gewerkschaftsbund seinen Mitgliedern bietet, lichtet sie aus jeder denkbaren Perspektive ab und schaut dabei auch hinter die Kulissen. Vor allem aber interessieren ihn die Menschen: ihre Gesichter, ihre Mimik in Momenten höchster Konzentration, ob bei der Arbeit oder aber in der Freizeit. So entstehen Aufnahmen, die oft frei von Pathos und Propaganda der in der DDR weit verbreiteten Auftragsfotografie sind und doch durchaus den Zeitgeist widerspiegeln: Vor allem die frühen Arbeiten aus den 1950er Jahren zeugen vom Aufbauwillen und Fortschrittsglauben, sind optimistisch "der Zukunft zugewandt" - ohne die Härten der Anfangsjahre zu beschönigen oder gar zu verleugnen.