In der Ausstellung "Leben hinter der Zuckerbäckerfassade" zeichnen die Fotografin Lidia Tirri und die Journalistin Ylva Queisser Biografien von Erstmietern der ehemaligen Stalinallee in Berlin nach. Die Präsentation ist vom 15. Januar bis 29. Februar 2004 im Foyer des Zeitgeschichtlichen Forums Leipzig zu sehen. Plakate, Fotos und Objekte aus der Sammlung des Hauses ergänzen die Ausstellung und schlagen den Bogen zur "Zuckerbäcker"- Architektur in Leipzig.
Die ehemalige Stalinallee in Berlin ist eines der monumentalsten Bauprojekte der DDR und Prestigeobjekt der SED-Regierung: "Die Stalinallee ist der Grundstein zum Aufbau des Sozialismus…", so Walter Ulbricht 1952. Am 21. Dezember 1952, zu Stalins Geburtstag, erhalten 677 Arbeiter, 322 Angestellte und 149 "Angehörige der Intelligenz" feierlich ihre Zuweisung für eine der begehrten Wohnungen in der Stalinallee. Diese bieten mit Zentralheizung, gefliesten Badezimmern, Aufzug und Müllschlucker ungewohnten Komfort im Nachkriegsdeutschland. Die Fassaden sind nach sowjetischem Vorbild reich verziert das Werk eines "Zuckerbäckers".
Noch heute leben viele der Erstmieter in diesen Wohnungen, deren Adresse 1961 in Karl-Marx-Allee und Frankfurter Allee umbenannt wird. Sie erzählen Lidia Tirri und Ylva Queisser ihre Geschichte: Von den Aufbaustunden, von den Festen auf der Dachterrasse, von der Geringschätzung der Nachbarn, wenn man der SED nicht angehörte, von den angstvollen Stunden am 17. Juni 1953, als der Volksaufstand von der Baustelle Stalinallee aus losbricht. Eindrucksvolle Zeitzeugeninterviews entstehen.
Zeitgenössische Plakate und Fotos aus der Sammlung des Zeitgeschichtlichen Forums ergänzen die Präsentation, z.B. Arbeiten des Ostberliner Fotografen Kurt Klingner, der die Baufortschritte in der Stalinallee dokumentiert. Fotos von Roger und Renate Rössing verweisen auf die Leipziger Ringbebauung, die im selben Stil wie die Stalinallee im Rahmen des Nationalen Aufbauprogramms 1953-1955 entsteht und noch heute das Leipziger Stadtbild prägt.