Die Abenteuer des "braven Soldaten Schwejk", das "Goldene Prag" und die Schönheit der Hohen Tatra - daran denken viele Deutsche zuerst, wenn von den östlichen Nachbarn in Tschechien und der Slowakei die Rede ist. Tschechen und Slowaken verbinden mit Deutschland vor allem teure Autos und wirtschaftliche Stärke. Es gibt jedoch weit mehr Berührungspunkte zwischen den drei Völkern.
Die Ausstellung geht dem wechselvollen Miteinander von Deutschen, Tschechen und Slowaken im 20. Jahrhundert nach. Fünf Schlüsseljahre gliedern den Weg durch die Zeit: 1918 erfolgt die Gründung der Tschechoslowakei, deren Schicksal 1938 im Münchener Abkommen besiegelt scheint. Am Ende des Zweiten Weltkriegs steht die Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei. Die Machtübernahme der Kommunisten 1948 schafft neue Voraussetzungen für die Beziehungen mit dem nunmehr geteilten Deutschland. Im Sommer 1968 zerstören Truppen des Warschauer Pakts die Reformhoffnungen des "Prager Frühlings". Der Sieg der Demokratiebewegung in der Tschechoslowakei und der DDR 1989 markiert einen entscheidenden Wendepunkt.
Das Verhältnis zwischen Deutschen, Tschechen und Slowaken ist von großer Nähe und tief greifenden Brüchen geprägt. Als Inbegriff der engen Verflechtungen gilt das Prager Kaffeehaus, in dem sich bis 1938 eine multikulturelle Welt entfaltet. Die Verbrechen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zerreißen die Gemeinsamkeiten. Der angestaute Hass vieler Tschechen und Slowaken entlädt sich bei Kriegsende in "wilden" Vertreibungen. Drei Millionen Sudetendeutsche müssen ihre Heimat verlassen und im kriegszerstörten Deutschland einen Neuanfang finden.
Trotz aller Lasten der Vergangenheit bestehen jedoch immer Brücken zwischen den Völkern: deutsche Emigranten suchen in der Tschechoslowakei Zuflucht vor dem Nationalsozialismus, nach dem Krieg knüpfen Künstler, Schriftsteller und Sportler neue Verbindungen, seit 1989 gehört der Jubel der DDR-Flüchtlinge in der Prager Botschaft der Bundesrepublik zu den glücklichen Erinnerungen der Deutschen. In der Gegenwart geben die Autobauer von Å koda und Volkswagen ein Beispiel für erfolgreiche Wirtschaftskooperation, zahllose Vereine und Initiativen setzten sich für eine Verständigung der Menschen ein.
Mit vielfältigen Originalobjekten, Film- und Tondokumenten bietet die Ausstellung einen abwechslungsreichen Blick auf das Verhältnis der drei Nachbarstaaten, die als Partner in der Europäischen Union neue Perspektiven gewinnen.