"Welche Spuren hinterläßt die gewohnheitsmäßige Ausübung der Macht? Welche der Auf- und Abstieg?" Diesen Fragen geht Herlinde Koelbl in ihrer Langzeitstudie "Spuren der Macht" nach. Über einen Zeitraum von acht Jahren hat sie fünfzehn Personen des öffentlichen Lebens in Deutschland mit der Kamera begleitet.
Bei der Auswahl bewies sie ein gutes Gespür für berufliche Karrieren: unter den Porträtierten befinden sich Bundeskanzler Gerhard Schröder, Außenminister Joschka Fischer und die Parteivorsitzende der CDU Angela Merkel.
Die Fotografin Herlinde Koelbl, bekannt durch zahlreiche Film- und Fotodokumentationen wie "Jüdische Portraits" oder "Starke Frauen", hat in ihrem Projekt seit 1991 alljährlich Porträtaufnahmen der von ihr sorgfältig ausgewählten Personen gemacht. Die Aufnahmen dokumentieren Veränderungen in den Mienen und in der Körperhaltung, die durch die öffentliche Aufmerksamkeit, den Druck der Verantwortung und die Ausübung von Macht hervorgerufen wurden. Sie spiegeln Höhen und Tiefen in den Biografien wider.
Zitate und Videoaufzeichnungen der Gespräche mit den Porträtierten ergänzen die fotografische Dokumentation. Dabei ging Herlinde Koelbl auch in ihren Interviews systematisch vor. Im ersten Interview bat sie die Protagonisten um eine Situations- und Selbsteinschätzung. In den nachfolgenden Jahren stand die aktuelle Entwicklungsphase im Vordergrund und im letzten Interview ein Resümee der persönlichen Entwicklung.
Die chronologische Porträtserie reflektiert in Verbindung mit den Interviews Voraussetzungen und Folgen von Machtausübung in unserer Gesellschaft. Wie verändern sich die Menschen im Rampenlicht? Was ist der Preis der Macht? Die Ausstellung wirft damit auch ein ungewöhnliches Schlaglicht auf die jüngste deutsche Zeitgeschichte.