Flucht von Ost nach West
Herbert Roost und sein Vater vergraben 1953 das Familiengeschirr im Boden ihrer Scheune im brandenburgischen Wootz. Die Familie plant zusammen mit Nachbarn, die SED-Diktatur zu verlassen und in den Westen zu fliehen. Ihren Besitz muss sie zurücklassen. In seinem Notizbuch skizziert Roost den gefährlichen Weg auf die andere Seite der Elbe ins westdeutsche Gorleben. Die Grenze zur Bundesrepublik ist seit 1952 durch einen Stacheldrahtzaun und eine Speerzone gesichert. Sie wird durch Grenzpolizisten, später Grenzsoldaten bewacht. Nach dem Mauerbau im August 1961 verstärkt das SED-Regime die Sicherung der innerdeutschen Grenze immer weiter. Zahlreiche Menschen werden bei Fluchtversuchen von DDR-Grenzern getötet. Aufnahme finden die "Republikflüchtigen" in Notaufnahmelagern der Bundesrepublik sowie in Berlin-Marienfelde. Von der Anerkennung als Flüchtling bis zur Planung der Weiterreise erhalten sie hier Hilfe und Versorgung. Auch Herbert Roost und seine Familie durchlaufen nach ihrer geglückten Flucht mehrere Lager. Mühsam müssen sie sich im Westen eine neue Existenz aufbauen. Erst 1990, fast 40 Jahre später, kann Roost auf seinen alten Hof zurückkehren und das Familiengeschirr wieder ans Tageslicht bringen.
(mw) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 29.02.2016
Text: CC BY NC SA 4.0
Empfohlene Zitierweise:
Würz, Markus: Flucht von Ost nach West, in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, URL: http://www.hdg.de/lemo/themen/demokratie-und-diktatur/wie-funktioniert-das-nebeneinander/flucht-von-ost-nach-west.html
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