Gegenseitige Beeinflussung
Die Aussagen des SED-Flugblatts sind eindeutig: In der Bundesrepublik herrschen Militarismus und kapitalistische Ausbeutung, in der DDR wirken Friedenskräfte für den Aufbau des Sozialismus, der alle Menschen an der wirtschaftlichen Planung beteiligt. Das Flugblatt mit Auszügen einer Rede von Staats- und Parteichef Walter Ulbricht soll Bundesbürger für den sozialistischen Staat einnehmen. In "Propagandabomben" wird es über die Grenze in die Bundesrepublik geschossen. Die Demokratie hat auch Einfluss auf die Diktatur: besonders durch das Medium Fernsehen. Aus freien Stücken sehen viele in der DDR West-Fernsehen, obwohl es verboten ist. Dies zeigt die Karikatur: In großen Teilen der DDR können westdeutsche TV-Sender empfangen werden, die sich mit ihrem Programm auch an die Menschen in der DDR wenden. Die Ostdeutschen erhalten so einen Eindruck vom Leben im Westen mit seinen Konsumwelten und Nachrichten, die vom SED-Regime nicht verbreitet werden. Die Westdeutschen nehmen hingegen kaum Notiz vom DDR-Fernsehen. Informationen sind auch heute noch eine bedeutende Waffe. Wie würde die gegenseitige Beeinflussung von Demokratie und Diktatur wohl in Zeiten von X und Facebook aussehen?
(mw) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 11.10.2023
Text: CC BY NC SA 4.0
Empfohlene Zitierweise:
Würz, Markus: Gegenseitige Beeinflussung, in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, URL: http://www.hdg.de/lemo/themen/demokratie-und-diktatur/wie-funktioniert-das-nebeneinander/gegenseitige-beeinflussung.html
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