Sehnsucht nach dem Westen
Rüdiger ist Jugendlicher und lebt in Gotha. Er ist begeistert von Starsky und Hutch, den Helden einer US-amerikanischen Fernsehserie, die 1978/79 im ZDF läuft. Seine selbst gebastelte "Discobox" schmückt er mit Fotos der Schauspieler, aber auch mit westlichen Werbemotiven, die ihm Verwandte aus der Bundesrepublik per Post schicken. Kerstin ist Studentin und kommt aus Oelsa bei Dresden. Sie ist leidenschaftliche Hörerin der Schlagerparade des West-Berliner Radiosenders RIAS. Besonders gerne mag sie den Sänger G.G. Anderson und wünscht sich von ihm ein Autogramm, schreibt sie Moderator Nero Brandenburg 1986 in einem Brief. Durch bundesrepublikanische Medien sind "der Westen" und seine Konsumwelt in der DDR immer präsent. Besonders Jugendliche interessieren sich für westliche Musik, Mode und Trends. Allerdings gibt es Kleidung oder Schallplatten von dort in den Geschäften nicht zu kaufen. Bei Tanz- oder Diskoveranstaltungen muss mehrheitlich Musik aus sozialistischen Ländern gespielt werden. Für viele Jugendliche ist "der Westen" als Gegenbild zum Alltag in der DDR Ziel der Sehnsucht nach Freiheit, Unabhängigkeit und Selbstbestimmung.
(mw) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 29.02.2016
Text: CC BY NC SA 4.0
Empfohlene Zitierweise:
Würz, Markus: Sehnsucht nach dem Westen, in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, URL: http://www.hdg.de/lemo/themen/demokratie-und-diktatur/wie-funktioniert-das-nebeneinander/sehnsucht-nach-dem-westen.html
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