Die Sammlungen zur Bildenden Kunst enthalten Werke mit Bezug zur politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Entwicklung Deutschlands seit 1945. Als Sammlungs- und Ausstellungsobjekte sind Kunstwerke besonders aussagekräftig, da sie den zeitgeschichtlichen Themen neue Blickwinkel, Kritik oder individuelle Interpretationen hinzufügen.
Der Sammlungsbereich „Laienkunst“ umfasst Objekte verschiedener künstlerischer Techniken, deren Urheber ohne kunstakademische Ausbildung und nicht berufsmäßig arbeiten. Dabei handelt es sich um Werke von Kindern und Jugendlichen sowie von Erwachsenen, die Kunst als Ausdruck von Kreativität, Kritik oder auch zur psychischen Verarbeitung von belastenden Ereignissen nutzen. Laienkunstwerke werden oft als spontane Reaktion auf aktuelle Ereignisse geschaffen und geben, da sie sich nicht am Kunstmarkt orientieren, häufig eine besonders unmittelbare, unverfälschte Gefühlsäußerung wieder.
Zum Sammlungsbereich „Bildhauerei“ gehören dreidimensionale gegenständliche, aber auch abstrakte Werke aus unterschiedlichen Materialien, geschaffen hauptsächlich nach 1945. In der Bundesrepublik entstehen Skulpturen und Plastiken oft als freie Arbeiten im öffentlichen Raum. Sie kommentieren aktuelle Entwicklungen und regen gesellschaftliche Debatten an. In der DDR ist die Bildhauerei zwar häufig Auftragskunst und transportiert als Denkmal propagandistische Inhalte, doch es entstehen auch systemkritische Werke, die sich mit der Diktaturerfahrung auseinandersetzen.
Zu diesem Sammlungsbereich gehören gemalte Bilder, die vorwiegend nach 1945 entstanden und größtenteils gegenstandsbezogen sind. Die in der Bundesrepublik geschaffenen Arbeiten spiegeln künstlerische Traditionen der Vorkriegszeit oder neue westliche Kunstentwicklungen. Die in der DDR entstandenen Werke orientieren sich zum einen am sozialistischen Realismus, sind zum anderen aber auch durch eigenständige Entwicklung oder kritische Auseinandersetzung mit dem System geprägt. Aktuelle Bilder greifen Themen wie Freiheit, Einheit und Menschenrechte sowie Fragen nach der deutschen Identität auf.
Dieser Sammlungsbereich umfasst Original- und Reproduktionsgrafiken vielfältiger Stilrichtungen, hauptsächlich aus der Zeit nach 1945, angefertigt mittels unterschiedlicher Drucktechniken. Dabei handelt es sich oft um Werke mit klarer Wirkungsabsicht innerhalb politischer Debatten in der Bundesrepublik, um sozialistische Auftragskunst, aber auch um persönliche Interpretationen von gesellschaftlich-politischen Entwicklungen bzw. historischen Ereignissen und die Verarbeitung von eigenen Erfahrungen. Als schnell zu vervielfältigendes Medium sind Druckgrafiken häufig Stellungnahmen zu aktuellen Themen.
Zum Sammlungsbereich „Neue Kunstform“ gehören Objekte neuerer künstlerischer Techniken wie Objektkunst, Collage, Videokunst, Aktionskunst, Performance, Environment, Assemblage. Die Erweiterung des Kunstbegriffs – über Malerei, Grafik und Bildhauerei hinaus – basiert auf der Tradition der Surrealisten und Dadaisten und insbesondere auf dem Werk von Joseph Beuys. Das Einbringen von Fundgegenständen wie zum Beispiel Zeitungen, die Arbeit mit schauspielerischen Gesten oder die Verbreitung als Mail Art ermöglichen einen unmittelbaren Realitätsbezug und sind Spiegel der Zeitgeschichte.
Zum Sammlungsbereich gehören eigenhändig ausgeführte Darstellungen auf unterschiedlichen flachen Trägermaterialien. Die Zeichnung ist eine grafische Technik, bei der das Motiv hauptsächlich aus Linien, Punkten und Strichen gebildet wird. Im Gegensatz zur Malerei ist die Zeichenkunst eine schnelle Technik, die in Form der Skizze eine Szene unmittelbar festhalten kann. Dadurch werden zeitgeschichtliche Ereignisse, wenn keine Kamera zur Verfügung steht oder - wie zum Beispiel vor Gericht - keine Fotos zugelassen sind, häufig in Zeichnungen festgehalten.