Erinnern Sie sich an das Rührgerät RG 28? Oder an die Erika-Schreibmaschine? Oder fahren Sie zufällig noch eine Simson? In unserer aktuellen Wechselausstellung zeigen wir Produkte aus der DDR, die bei vielen Menschen zum täglichen Leben gehörten. Außerdem schauen wir den Formgestaltern über die Schulter: Wir begleiten sie bei ihrer kreativen Arbeit im Atelier und gehen ihrem Alltag in den Betrieben nach.
Denn hinter allen Objekten steckt auch immer eine andere Geschichte: Sie sind unter bestimmten politischen Auflagen geplant, unterliegen besonderen planwirtschaftlichen Rahmenbedingungen und sollen dem sozialistischen Geschmack entsprechen.
„Mehr und bessere Waren, die dem Bürger gefallen und seine Bedürfnisse befriedigen, (…) das betrachten wir als wichtige Staatsangelegenheit“, erklärt Erich Honecker auf dem VIII. Parteitag 1971. Die SED entscheidet, was dem Volk gefällt. Dadurch stehen vor allem Formgestalter vor der Herausforderung, die eigenen Ansprüche, den politischen Druck durch die SED und manchmal auch innerbetriebliche Probleme gegeneinander auszuloten. Ihre Entwürfe werden oft abweichend produziert, weil die Farbe nicht verfügbar ist, das Material zu teuer ist oder die Maschinen für diese Art der Produktion nicht geschaffen sind.
Zugleich besteht der Druck, mehr zu produzieren, durch hochwertige, aber schlecht bezahlte Artikel Devisen zu beschaffen, während die Menschen in der DDR mit der alltäglichen Versorgung immer unzufriedener werden: Auch gestaltete Produkte sind zwar begehrt, aber jenseits des Grundbedarfs oft nur begrenzt verfügbar. Sie zu beschaffen oder zu ersetzen, erfordert Beziehungen und Kreativität.
Unsere Ausstellung setzt sich mit der Formgestaltung in der DDR von ihren Anfängen und der Aufbruchsstimmung in den 1950er Jahren über die Gründung des Amts für industrielle Formgestaltung zur allgemeinen Kontrolle der Produkte in den 1970er Jahren bis zur Mangelkrise in den 1980er Jahren und dem Ende der DDR auseinander. Gestalterinnen und Gestalter berichten von ihren persönlichen Erfahrungen und Empfindungen. In der Ausstellung stellen wir diese Zeitzeugeninterviews den staatlichen Prämissen und Propaganda aus zeitgenössischen Filmausschnitten gegenüber. Am Schluss steht die Frage: Gibt es ein DDR-Design?
Das Begleitbuch zur Ausstellung umfasst neben informativen Texten Produktfotos und historische Aufnahmen von Produktions- und Verkaufsstellen.