Zerbeulte Wurfdosen mit Honecker-Bild auf der Leipziger Kleinmesse
Vorschau

12. Februar - 22. Juni 2025

Die Straße ist mein Atelier

Fotografien von Mahmoud Dabdoub

Wie kam ein junger Mann aus dem nahen Osten Anfang der 1980er Jahre zum Studium in die DDR? Wie empfand er Land und Leute, die fremde Kultur, den Alltag im sozialistischen Staat? Wie erlebte er den Wandel im Herbst 1989 und die Zeit danach? Das Leben und Wirken des Leipziger Fotografen Mahmoud Dabdoub stehen im Fokus unserer neuen Galerieausstellung. 

Bis zum 22. Juni 2025 zeigen wir 75 Arbeiten seiner künstlerisch verdichteten, sozialdokumentarischen Fotografien aus den 1980er/1990er Jahren. Ergänzt werden die Fotos durch ausgewählte Objekte: Dazu gehören eine Spiegelreflexkamera Praktica LLC, hergestellt vom VEB Pentacon Dresden, sein libanesischer Pass, mit dem er 1981 in die DDR einreist und sein Studentenausweis von der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig (HGB). Der Künstler kommt in der Ausstellung auch selbst zu Wort: Eine Medienstation zeigt Ausschnitte aus einem aktuellen Interview mit ihm. 

Mahmoud Dabdoub wird 1958 in einem palästinensischen Flüchtlingslager im libanesischen Baalbek geboren. Seit seiner Kindheit malt und zeichnet er viel: eine Zuflucht vor Enge und Trostlosigkeit, die ihn tagtäglich umgeben. Er träumt von einem Kunststudium. Dank eines Stipendiums kommt Dabdoub als 23-Jähriger 1981 nach Leipzig und besucht zuerst Sprachkurse am Herder-Institut. 

Von 1982 bis 1987 studiert er Fotografie an der renommierten HGB. Aus dem von Kriegen und Krisen geschüttelten Libanon kommend, erscheint Dabdoub die DDR friedlich und wohlhabend. Das scheinbar Banale, der Alltag im „real existierenden Sozialismus“, ist für ihn das Besondere. 

Widersprüche zwischen dem stets propagierten Anspruch und der von Mangelwirtschaft geprägten Wirklichkeit finden sich seltener in seinen Fotomotiven – dafür aber situationsbedingt oft witzige Alltagsmomente.

Als teilnehmender Beobachter hält er den Mauerfall am 9. November 1989 mit seiner Kamera fest. Dabdoubs Fotos von den turbulenten Umbruchszeiten danach bezeugen ein feines Gespür für alltägliche und gleichsam besondere Situationen. Die Menschen stehen bei seinen Bildern immer im Mittelpunkt: Die hohe Kunst der Straßenfotografie ist Dabdoubs Metier. 

Eine Ausstellung des Archiv Bürgerbewegung Leipzig in Zusammenarbeit mit dem Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig, gefördert mit Mitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Die Ausstellung ist in erweiterter Form als Wanderausstellung vorgesehen. Ihre Premiere findet im Zeitgeschichtlichen Forum statt.

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Einblicke
Hund, Fleischerei, DDR, DDR-Alltagsgeschichte, Zeitgeschichte
Leipzig, Bauarbeiter, DDR, Straßenfotografie, DDR-Alltag, Zeitgeschichte
Leipzig, Demokratie, Rechtsruck, 1990, Baseballschlägerjahre, Graffito, Zeitgeschichte
Leipzig, Deutschlandfahne, Junge, Herbst 1989, Deutsche Einheit