"Was fühlen Sie jetzt?" – diese Frage stellt die Kölner Fotografin Bettina Flitner 1990 zahlreichen Menschen aus Ost und West, als sie den brachliegenden Grenzstreifen im ehemals geteilten Berlin erkundet. Knapp 25 Jahre später geht sie im einstigen "sozialistischen Musterdorf" Mestlin in Mecklenburg-Vorpommern auf Spurensuche mit der Frage "Was ist die DDR für dich?".
Es entstehen zwei Fotoreportagen, die die spannungsreiche Umbruchphase in Ostdeutschland seit 1989 zeigen.
Rund 60 Fotografien sind in unserer Galerie, einer neuen Ausstellungsfläche im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig, zu sehen.
In Schwarz-Weiß gehalten die eine, in Farbe die andere; Stadtaufnahmen hier, Porträts vom Land dort: Auf den ersten Blick scheinen die beiden Fotoreportagen widersprüchlich. Das verbindende Element ist die Herangehensweise von Bettina Flitner. In beiden Projekten verbindet sie Bildkompositionen und Zitate – sensibel, individuell und respektvoll gegenüber den Porträtierten. Sie sucht Umbrüche, Widersprüche und Eindrücke und setzt sie ins rechte Licht.
Immer stehen die Menschen dabei im Mittelpunkt. Ihre Antworten auf Bettina Flitners Fragen nach dem "Was wird?" – "Was bleibt?" zeugen von Freude und Frust, von Gleichgültigkeit und Betroffenheit, von Ängsten, Hoffnungen und Enttäuschungen. So entstehen tiefe Einblicke in das Lebensgefühl im Osten Deutschlands seit dem Ende der DDR.
Wir stellen Ihnen die Ausstellung „Niemandsland und Musterdorf. Fotoreportagen von Bettina Flitner 1990/2014“ in der Ausgabe 02/2022 unseres Museumsmagazins vor.