Spiegelkugeleinkaufswagen "disko", Thorsten Mühlbach
Vergangene Ausstellung

11.09.2019-12.07.2020

Purer Luxus

Ist ein Diamant Luxus? Ein Sportwagen? Eine Kreuzfahrt? Oder ein Tag in der Hängematte? Und wie hat sich unser Verhältnis zum Luxus in der Corona-Pandemie verändert? Die rund 400 Originalobjekte, Dokumente, Filme und Fotografien der Ausstellung zeigen: Was wir als Luxus wahrnehmen und wie wir es bewerten, hängt von der jeweiligen historischen und gesellschaftlichen, aber auch von der wirtschaftlichen Situation jedes Einzelnen ab. Begleitet von individuellen Perspektiven auf die unterschiedlichen Facetten des Phänomens, kann hier jeder seine eigene Einstellung zum Luxus überprüfen.

In sieben Themenbereichen widmet sich die Ausstellung verschiedenen Vorstellungen von Luxus in historischer Perspektive, aber auch immer mit Blick auf die Gegenwart: von materiellen Gegenständen wie Autos, Yachten und Mode über immaterielle Bedürfnisse wie Zeit, Ruhe oder Sicherheit bis zu Lebensentwürfen, die bewusst auf Luxus und sogar Konsum verzichten, diese auch massiv kritisieren und in Frage stellen.

Ein Blick in die unmittelbare Nachkriegszeit aus heutiger Sicht offenbart, dass die Frage „Was ist Luxus?“ damals noch eine andere Dimension hat. Auf dem Schwarzmarkt dienen ehemalige Luxusgüter nur noch als Tauschgut gegen Lebensnotwendiges, während ein Pfund Butter für viele unerreichbarer Luxus ist. In den Folgejahren basiert der wachsende Wohlstand im Westen Deutschlands auf der sozialen Marktwirtschaft. Der wirtschaftliche Aufstieg breiter Bevölkerungskreise schürt den Wunsch nach Exklusivität – Vorreiter ist die „bessere Gesellschaft“. Werbung befeuert das Streben immer breiterer Schichten nach gehobenem Konsum.

 

Eine vollkommen andere Bedeutung erhält Luxus in der DDR. Durch Planwirtschaft, subventionierte Grundversorgung und das Ideal der Gleichheit setzt der SED-Staat darauf, alles Maßlose und die Unterscheidung durch individuellen Besitz einzudämmen. Doch das Bedürfnis nach Luxus – nach dem Individuellen, Bewundernswerten und Einzigartigen – lässt sich nicht unterdrücken. Durch wirtschaftlichen Mangel und ein Privilegiensystem wird teilweise Alltägliches für die Bevölkerung zu Luxus, während sich das Politbüro zwar ohne zu protzen, aber mit allen sonst kaum erreichbaren Annehmlichkeiten versorgt. Viele empfinden die daraus entstehende „Zwei-Klassen-Gesellschaft“ als Verrat am sozialistischen Gleichheitsideal.

Im vereinigten Deutschland in der globalisierten und medial vernetzten Welt ist Luxus scheinbar für Viele immer und überall erreichbar. Für ihn wird geworben – heute mehr denn je – und das Interesse am „Luxus der Anderen“ ist groß. Ist Luxus ein Symptom unserer Zeit? Ist weniger vielleicht mehr? Vertieft Luxus die Kluft zwischen Arm und Reich? Diese Fragen begleiten die Geschichte des Luxus und zeigen ihn als Phänomen, das die Gesellschaft bewegt: als Zeichen von sozialem Status, Wohlstandsindikator, Wirtschaftsfaktor, Ausdruck von Lebensstilen und als Inbegriff der Ungleichheit.

Im Mai 2020 hat die Wechselausstellung ein „Corona-Update“ bekommen. Sie geht nun auch der Frage nach, wie die Erfahrungen in der Coronakrise, die Einstellung zu Luxus verändert haben. Unerwartete neue Luxusdefinitionen erweitern den Blick auf Luxus im Hier und Jetzt.

 

Ausstellungsmacherin Iris Benner im Interview
Einblicke
Lindner Coupé - DDR-Porsche
Damenhut mit Silberreiherfedern, Berta Häusler, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
Kinder-Mercedes und Besucher in der Ausstellung
Abendkleid von Karl Lagerfeld für Chanel, Museum für Kunst und Gewerbe und Jubiläumskordel, Wellendorff Gold-Creationen GmbH & Co. KG
Besucher vor einer Wandinstallation in der Ausstellung
Museumsmagazin

Sonderausgabe zur Wechselausstellung "Purer Luxus"

Erfahren Sie, wie im DDR-Fernsehen trotz Mangelwirtschaft die Illusion von Luxusmode verkauft wird. Oder lesen Sie, wie sich zwei Studenten in der DDR ihren eigenen Porsche zusammenbauen. 

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