Jeden Sonntag, 20.15 Uhr, haben rund neun Millionen Deutsche einen festen Termin: Sie schauen „Tatort“ im Ersten. Als spannender Abschluss des Wochenendes, wenn auf dem Bildschirm das Böse entlarvt wird und die Gerechtigkeit siegt, gehören die Krimis für Viele zum Sonntagabendritual dazu – und das schon seit 1970.
Das Zeitgeschichtliche Forum Leipzig widmet dem Phänomen „Tatort“ nun eine eigene Wechselausstellung und fragt: Was macht den Erfolg der Reihe aus? Warum fanden bzw. finden die Krimis derart großes Interesse, wieso faszinieren uns Verbrechen im Fernsehen so sehr? Die Ausstellungsmacherinnen und -macher gehen der Frage nach, wie realistisch die inszenierten Fälle, die Untersuchungen der Ermittlerinnen und Ermittler sowie ihrer Kollegen aus der Kriminaltechnik und Rechtsmedizin sind. Sind sie Abbild oder Konstruktion gesellschaftlicher Wirklichkeit? Zeichnen sie ein zutreffendes Bild der Kriminalität?
Die Jacke des legendären Duisburger Kommissars Schimanski, der Arztkittel oder der Seziertisch von Prof. Boerne aus Münster: Anhand prominenter Objekte – darunter Studiobauten, Requisiten und Kostüme beliebter Tatort-Figuren – sowie interaktiver Medien betrachtet die Ausstellung den „Tatort“ als Spiegel gesellschaftlicher Verhältnisse.
Die Ausstellung zeigt auch, wie das DDR-Fernsehen Alltag und Kriminalität in der Reihe „Polizeiruf 110“ inszeniert. Obwohl Verbrechen im „real existierenden Sozialismus“ eigentlich keinen Platz haben sollten, gibt es auch in DDR eine Krimireihe. „Polizeiruf 110“, konzipiert als Gegenstück zum westdeutschen „Tatort“, gehört dort ebenfalls zu den beliebtesten Sendungen. Die gesellschaftspolitische Wirklichkeit findet darin jedoch nur teilweise Eingang.
Schon immer gehört das Kriminalgenre zu den erfolgreichsten Angeboten in Literatur, Film und Fernsehen. Das Böse fasziniert uns Menschen. „Tatort“ bedient sowohl diese Faszination als auch unser Bedürfnis nach spannender Unterhaltung. Die Wechselausstellung ist wie ein typischer Krimi aufgebaut: Ein Verbrechen passiert, die Polizei ermittelt, Spezialistinnen und Spezialisten unterstützen – und am Ende werden Täter oder Täterin überführt. Das Besondere: Sie selbst als unsere Besucherinnen und Besucher sind eingeladen mit zu ermitteln, zu kombinieren und einen Fall zu lösen.
Wir laden Sie dazu ein, unterhaltsam und informativ über die Rolle von Realität und fiktionaler Erzählung im Fernsehen, aber auch über die Auseinandersetzung mit Schwerstkriminalität in der deutschen Gesellschaft nachzudenken.
Die Ausstellung zeigt Ausschnitte und Requisiten aus Filmen der Reihe „Tatort“, die von der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft GmbH (FSK) ab 12 Jahren freigegeben sind. Bei einem Besuch mit jüngeren Kindern liegt die Entscheidung bei den begleitenden Eltern.
Wir stellen Ihnen die Ausstellung „Tatort. Mord zur besten Sendezeit“ in der Ausgabe 02/2021 unseres Museumsmagazins vor.