Mit Vanessa Beyer (Projekt „(K)Einheit“), Dr. Uta Bretschneider (Direktorin Zeitgeschichtliches Forum Leipzig) und Dr. Andreas Kötzing (wissenschaftlicher Mitarbeiter, Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung),
Moderation: PD Dr. Udo Grashoff (wissenschaftlicher Mitarbeiter, Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung)
In Kooperation mit der Forschungsstelle Transformationsgeschichte der Universität Leipzig
„Ich bin Ostdeutschland-Debatten leid“, schreibt der Zeithistoriker Andreas Kötzing in einem aktuellen Beitrag in der Zeitschrift „Aus Politik und Zeitgeschichte“. „Sie drehen sich im Kreis, weil sie wieder und wieder mit pauschalen Argumenten geführt werden. Anstatt die Vielfalt ostdeutscher Lebenswege zu betonen und widersprüchliche Erinnerungen an die DDR zuzulassen, gehen die Debatten meist von einer kollektiven Vorstellung aus, in der alle Menschen aus Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen zu einer homogenen Gruppe verschmelzen: den Ostdeutschen.“
Das Zitat verweist auf die zahllosen erregten und polemischen Diskussionen, die in den vergangenen zwei Jahren über „den Osten“ geführt wurden. Aber gibt es „den Osten“ überhaupt? Welche Rolle spielen „Ostidentitäten“? Welche Trennlinien lassen sich weiterhin zwischen „Ost“ und „West“ erkennen? Wie und mit welchem Ziel sollte die Diskussion weitergeführt werden? Welchen Blick richten unterschiedliche Generationen auf diese Debatte? Diese Fragen diskutieren die Podiumsgäste gemeinsam mit dem Publikum. Sie versuchen, ein Resümee aus den Debatten zu ziehen und Perspektiven für neue Wege aus der Dauerkontroverse zu entwickeln.
Vanessa Beyer, Jahrgang 1997, geboren und aufgewachsen im Süden Leipzigs, wohnt heute in Chemnitz. Ihre ostdeutsche Identität hat sie erst spät durch Erfahrungen außerhalb des Ostens entdeckt und daraus den Wunsch entwickelt, andere Perspektiven auf den Osten zu prägen. Gemeinsam mit Lisa Trebs hat sie im Jahr 2022 das Filmprojekt „(K)Einheit“ ins Leben gerufen. Inzwischen setzt sie sich dafür ein, junge ostdeutsche Stimmen sichtbar zu machen.
Uta Bretschneider, Jahrgang 1985, ist seit 2020 Direktorin des Zeitgeschichtlichen Forums Leipzig. Als Kulturwissenschaftlerin und Soziologin arbeitet sie unter anderem zu Erinnerungskulturen, Alltagswelten der DDR, Biografien und zur Geschichte ländlicher Räume.
Andreas Kötzing, Jahrgang 1978, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung in Dresden und Lehrbeauftragter an der Universität Leipzig. Er forscht zur Kultur- und Mediengeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts.
Udo Grashoff, Jahrgang 1966, schloss 1992 ein Biochemiestudium und 1999 ein Studium der Geschichte, Germanistik und Literaturwissenschaft ab. Er promovierte 2006 über Selbsttötungen in der DDR und habilitierte sich 2019 mit einer Arbeit zum Thema „Verrat im kommunistischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus 1933–45“. Grashoff lehrte an der Universität Leipzig und am University College London. Heute ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung.