Die Wechselausstellung "Bilder, die lügen" im Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland fragt nach der Objektivität von Bildern und zeigt Grundmuster der Manipulation von und mit Bildern. Der Besucher taucht ein in ein "Lügen-ABC", dessen Gestaltung einem Labyrinth ähnelt. Von "A wie Aktuelles" über "K wie Kalter Krieg" bis "Z wie Zukunft": 26 Buchstaben-Beispiele veranschaulichen die Bandbreite des Themas.
Die bekannteste Methode, Fotos zu manipulieren, ist der direkte Eingriff in das Bildmaterial. Vor allem totalitäre Systeme nutzen bis heute diese Methode. "D wie Damnatio memoriae" bedeutet im klassischen Verständnis, die Erinnerung an bereits verstorbene Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens auszulöschen. Die Ausstellung nimmt den Begriff auf und erweitert ihn. Sie zeigt, wie mißliebig gewordene und in Ungnade gefallene Personen aus vorhandenem Bildmaterial entfernt und so aus der geschichtlichen Erinnerung gestrichen werden. Eines der bekanntesten Beispiele aus der Neuzeit ist der Fall des Oberbefehlshabers der Roten Armee und Mitglied des Zentralkommittes der Kommunistischen Partei, Leo Trotzki, den Stalin schließlich im mexikanischen Exil ermorden ließ.
Schere und Retuschepinsel sind heute längst überholt. Die modernen technischen Möglichkeiten digitaler Bildbearbeitung lassen eine Unterscheidung von authentischem und bearbeitetem Bild nicht mehr zu. "Z wie Zukunft" zeigt, wie neue virtuelle Realitäten - künstliche Bildwelten - entstehen, die aus der Kombination verschiedener Vorlagen zusammengesetzt sind , aber gänzlich am Computer geschaffen werden. Dies und die Perfektion der Simulationstechnik lassen die Grenze zwischen Schein und Sein verschwimmen.
Bilder lügen auch durch Informationen zum Bild: "B wie Born" rollt einen der spektakulärsten Fälle von Fälschung im Fernsehen auf. Mangelhafte journalistische Sorgfalt ermöglichte dem freiberuflich arbeitenden Journalisten Michael Born, Magazinbeiträge mit gestellten Szenen bei verschiedenen Sendern zu plazieren, Filme über den Klu-Klux-Klan oder Aktivitäten kurdischer Extremisten. Nicht die Bilder allein, sondern erst die begleitende Kommentierung machten die Beiträge zur Lüge.
Ein weiteres Grundmuster ist die "Lüge mit Bildern", die geschickte und manipulative Zusammenstellung von Einzelbildern. "F wie Führermythos"zeigt am Beispiel des "Führers" Adolf Hitler die Inszenierung einer Person zum fast übernatürlichen Wesen der "Vorsehung". Je besser und umfassender es gelingt, diesem Eindruck widersprechende, "falsche" Bilder und andere Informationen zu unterdrücken, die den schönen Schein entlarven könnten, desto nachhaltiger ist die Wirkung dieser Form totalitärer Propaganda.
Jeder "Fall" der Ausstellung wird in seinem spezifischen historischen Kontext erläutert. Wesentliche Rollen spielen technische Umsetzung, Entlarvung und Rezeption der Lügengeschichten. Auch die unterschiedlichen Motive, die den Fälschungen zugrunde liegen - persönliche, kommerzielle, politische - werden in der Ausstellung deutlich. Ziel ist, den Besucher zu kritischem Umgang mit Bildern anzuregen.
Das Buch zur Ausstellung:
Bilder, die lügen
2. Aufl., Bouvier-Verlag