"Es ist nicht immer einfach, aber es ist auch etwas Wunderbares." "Ich bin so etwas wie ein Triebtäter." "Journalist zu sein ist ein Sucht... ein Lebensstil". Bascha Mika, Chefredakteurin der "tageszeitung", ARD-Journalist Hartmann von der Tann und Roger de Weck von der "Zeit" sprechen über ihren Beruf, ihre Ziele, Wünsche und Ängste. Entlockt hat ihnen und vielen anderen diese Aussagen die international bekannte und vielfach ausgezeichnete Fotografin Herlinde Koelbl in ihrem Film "Die Meute: Macht und Ohnmacht der Medien", den sie in Zusammenarbeit mit dem Grimme-Preisträger Enno Hungerland für den WDR 2001 realisiert hat.
Politiker brauchen und gebrauchen die Massenmedien, um sich selbst, ihre Themen und Ziele der eigenen Partei, dem politischen Gegner, vor allem den Wählerinnen und Wählern zu vermitteln. Journalisten suchen die Nähe der Politiker, denn beide verbinden gemeinsame Interessen und die Faszination der Macht. "Ich glaube, dass sich der Typus Politiker und der Typus Journalist in ihrer psychologischen Struktur manchmal sehr ähnlich sind", meint Giovanni di Lorenzo, Chefredakteur des Berliner "Tagesspiegel". Dennoch bleibt das Verhältnis ambivalent: "Wegelagerer" nannte Bundeskanzler Helmut Schmidt Fernseh-, Pressereporter und Fotografen. Bundeskanzler Helmut Kohl erklärte, er lese nicht was über ihn geschrieben wird. Journalisten andererseits erliegen gelegentlich der Versuchung, mit ihrer Berichterstattung politische Entscheidungen zu beeinflussen.
Dieses spannungsreiche Miteinander und Gegeneinander analysiert Herlinde Koelbl in ihrer vielbeachteten Fernsehdokumentation. Der Film zeigt die Medienszene in Berlin, den Arbeitsalltag von Presse- und Fernsehjournalisten, Fotografen und Kameraleuten, ihr lähmendes Warten auf einen Termin, ihren Kampf um die günstigste Position für "das" Bild, die Hast und Schelllebigkeit der Nachrichten- und Gerüchtewelt. Bestätigt wird, wie sehr die Person des Politikers Politik vermittelt, neu ist die Vermischung von Politik- und Gesellschaftszene in Berlin. In zahlreichen Interviews sprechen Journalisten über ihr berufliches Selbstverständis, die Chancen und Gefahren ihrer Arbeit.
Das Haus der Geschichte zeigt mehr als fünfzig Videoprints aus dem Film "Die Meute". Eine audio-visuelle Station präsentiert Ausschnitte aus Interviews mit Vertretern der Medien und drei Filme aus ihrem Arbeitsalltag. Mit dieser Ausstellung setzt das Haus der Geschichte die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Herlinde Koelbl fort, die im Jahr 2000 mit der Fotoausstellung "Spuren der Macht: Die Verwandlung des Menschen durch das Amt" begonnen hat.