Mit konzentrierter Miene schreitet Knud Knudsen voran. Nur mit Shorts bekleidet marschiert er durch das Watt. Knudsen ist der einzige Wattpostbote Deutschlands. Bei seiner wöchentlichen Wanderung von Pellworm zur Hallig Süderoog hat ihn Hans-Jürgen Burkard fotografiert.
Auf einem anderen Bild muss ein übergroßer Marxkopf nicht nur feiernde Jugendliche auf seinem Podest „erdulden“, er teilt sich das Motiv auch noch mit einer lächelnden Micky Maus: Details wie diese, der besondere, neugierige Blickwinkel und die Nähe zu seinen Motiven zeichnen die Fotografien von Hans-Jürgen Burkard aus.
Wir zeigen ausgewählte Arbeiten in unserer U-Bahn-Galerie. Sie stammen aus dem Langzeitprojekt „An Tagen wie diesen“, für das Burkard seit über zehn Jahren in Deutschland unterwegs ist. Zu dem Projekt ist ein Bildband in Vorbereitung.
Doch nicht nur Burkards Blick auf die skurrilen bis typischen Momente aus ganz Deutschland sind lohnenswert: Burkard ordnet jedem Bild Zeilen eines deutschen Liedes zu. Mal poetisch, mal augenzwinkernd kommentieren sich Foto und Musik gegenseitig und vermitteln den Zeitgeist, in dem die Bilder entstehen. So feiern die Punker in Chemnitz zu Caspers „Hinterland“ und Knud Knudsen wandert zu „Leuchtturm“ von NENA durch das Wattenmeer...
Hans-Jürgen Burkard wird 1952 in Lahnstein geboren. Nach seinem Studium arbeitet er als Reportagefotograf, unter anderem für „Geo“. Ab 1989 fotografiert er in Moskau für den „Stern“ und dokumentiert dort den Zerfall der UdSSR. Burkard ist mehrfacher Preisträger von „World Press Photo“ und deutscher Preisträger des „Infinity Award for Journalism“ des International Center of Photography.