"..und ich sag: Ey, Honey, ich sing für wenig money, im Republik-Palast, wenn Ihr mich laßt"
Als Udo Lindenberg sich 1983 mit dem Song "Sonderzug nach Pankow" öffentlich an den Staatsratsvorsitzenden der DDR, Erich Honecker, wendet, ist der Musiker bereits ein Star in Deutschland. Jetzt wird er zur Person der deutsch-deutschen Zeitgeschichte.
Als "politischer" Musiker und Maler steht Udo Lindenberg im Mittelpunkt der Ausstellung "Keine Panik. Udo Lindenbergs bunte Republik". Neben einer Auswahl seiner Gemälde und "Likörelle" sind rund 200 Exponate zu sehen – darunter Korrespondenz mit Erich Honecker, Schalmei und Lederjacke, die Lindenberg und Honecker als Geschenke tauschten, sowie ein Zigarettenetui mit Widmung von Marlene Dietrich, die im Originalton in zwei Plattenaufnahmen des Musikers zu hören ist.
Ton- und Medienstationen in der Ausstellung zeigen Udo im Palast der Republik oder engagiert in der Initiative "Rock gegen rechte Gewalt".
Alles klar auf der Andrea Doria
In der Jazz-Szene ist der Schlagzeuger Udo Lindenberg bereits Anfang der 1970er Jahre anerkannt. Als er beginnt, Rockmusiktexte in deutscher Sprache zu verfassen, gibt es dafür kaum Vorbilder. Im Sommer 1973 gelingt ihm mit der LP "Alles klar auf der Andrea Doria" der Durchbruch in Deutschland. Udos jugendlicher Jargon trifft das Gefühl der Zeit, seine Liedzeilen werden zu geflügelten Worten.
Seit Beginn seiner Karriere engagiert sich Udo Lindenberg auch politisch und gesellschaftlich: Im Juni 1979 tritt er in Frankfurt am Main auf einem Festival unter dem Motto "Rock gegen rechts" auf. Er singt nicht nur gegen Neo-Nazis, sondern engagiert sich bei vielen Konzertveranstaltungen gegen rechte Gewalt und unterstützt lokale Initiativen.
Gitarren statt Knarren
Lange hegt Udo Lindenberg den Wunsch, vor seinen Fans in der DDR zu spielen. Bereits 1973 singt er sein "Wir wollen doch einfach nur zusammen sein" an ein anonym bleibendes "Mädchen aus Ostberlin". Der Song "Sonderzug nach Pankow" erreicht sein Ziel: Udo Lindenberg darf am 25. Oktober 1983 im "Palast der Republik" auftreten. Er singt vor einem handverlesenen Publikum von FDJ-Blauhemden und Nachwuchskadern, die Fans müssen draußen bleiben.
Die Äußerung "Weg mit allem Raketenschrott – in der Bundesrepublik und in der DDR!" während des Konzerts führt 1984 zur Absage der geplanten DDR-Tournee durch die SED-Führung. Als sich Pfingsten 1987 Tausende von Jugendlichen in der Nähe des Reichstags an der Mauer versammeln, um ein Pop-Konzert im Westen zu verfolgen, treibt die Volkspolizei sie gewaltsam auseinander. Udo Lindenberg schickt daraufhin einen offenen Brief und eine Lederjacke an Erich Honecker. Als der SED-Chef im September 1987 die Bundesrepublik besucht, überreicht ihm der Künstler eine E-Gitarre mit der Aufschrift "Gitarren statt Knarren". Auftreten darf Udo Lindenberg in der DDR nicht mehr.
Udogramme und Likörelle
Zunehmend tritt Udo Lindenberg auch als Maler in Erscheinung. Zunächst zeichnet er seine "Udogramme", schnelle Selbstportraits für Freunde und Fans, seit 1995 entstehen Gemälde und Comics. Die erste Ausstellung wird am 26. März 1996 in Hamburg eröffnet. Er malt Zyklen, beispielsweise die "Zehn Gebote", seine "Likörelle" werden zum Patent angemeldet. Udo Lindenberg verbindet sein musikalisches Werk mit der Malerei, indem er Inhalte und Figuren seiner Songs ein "Gesicht" verleiht.