Frankfurt an der Oder und Frankfurt am Main, Halle an der Saale und Halle in Westfalen, Weimar in Thüringen und Weimar in Hessen – zwei Jahrzehnte nach dem Mauerfall begeben sich die Fotografen Dieter und Reto Klar auf eine Entdeckungsreise durch 40 Städte und Dörfer, die es dem Namen nach jeweils zweimal gibt. Ab dem 26. Juni sind ihre Fotografien in der Bonner U-Bahn-Galerie zu sehen.
Von der Insel Rügen vor der Ostseeküste bis zum bayerischen Bergen im Chiemgau, von Deutschhof an der französischen Grenze bis Frankfurt an der Oder: Für ihre Fotoserie „Spiegelungen“ sind Dieter und Reto Klar von 2007 bis 2009 quer durch Deutschland gereist. Insgesamt 40 Städte und Dörfer haben sie aufgesucht, darunter Metropolen wie München und Berlin, aber auch winzige Gemeinden wie das rund 400 Einwohner zählende Eisenach in der Eifel. Das Besondere an all diesen Orten: Es gibt sie jeweils zweimal, einmal im Osten und einmal im Westen Deutschlands.
Dieter Klar (Jahrgang 1937) und sein Sohn Reto (geboren 1967) interessieren sich vor allem für die Menschen, denen sie auf den verschiedenen Etappen ihrer Reise begegnen. Ob der Börsenmakler im Frankfurter Bankenviertel, die Taubenzüchter in Halle oder der Fischer auf Rügen: Ihre Fotografien zeigen Menschen in ihrer alltäglichen Umgebung, sie erzählen von ihren Berufen, ihren Lebensverhältnissen, privaten Leidenschaften und auch von ihren Schicksalen. In einem Reisetagebuch notieren die Fotografen Wissenswertes zu Land und Leuten und berichten von ihren Eindrücken und Gesprächen.
So treffen die beiden Fotografen im sächsischen Borsdorf Sarah Klier, die am 2. Oktober 1990 als letzte gebürtige DDR-Bürgerin zur Welt kommt. Im Grenzdurchgangslager in Friedland begegnen sie einer Aussiedlerfamilie und in Eisenach Martin Luther, einem Nachfahren des berühmten Reformators. Ottomar Rothmann fotografieren Dieter und Reto Klar in der Gedenkstätte Buchenwald durch das aufgeklappte Visier einer Zellentür. Als politischer Gefangener kam er 1943 in das Konzentrationslager und ist trotz der Gräuel, die er hier erlebt hat, in Weimar geblieben.
Bei ihrer Arbeit überlassen die Fotografen nichts dem Zufall. Ihre Aufnahmen zeichnen sich durch eine klare Bildsprache und genaue Beobachtungsgabe aus, sie sind sorgfältig komponiert und oft Resultat langwieriger Vorbereitungen. Das Dopplungsprinzip von Orten, die außer ihrem Namen meist nichts gemeinsam haben, lässt Unterschiede und Kontraste besonders deutlich hervortreten. In der Zusammenschau ergibt sich ein weit gespannter Bilderbogen, der „Typen“ und Lebensweisen zu einem vielgestaltigen Gesellschaftsporträt zusammenführt. Fern von politischen oder historischen Bilanzierungen ziehen Dieter und Reto Klar 20 Jahre nach dem Mauerfall ihr ganz persönliches fotografisches Resümee: Sie zeigen ein Land mit vielfältigen Geschichten und Gesichtern, in welchem unterschiedlichste Charaktere und Lebensentwürfe einen Raum finden und die Gegensätze von Ost und West immer weiter in den Hintergrund treten.