Die Beatles und Jimi Hendrix im legendären Hamburger Star-Club, Studentenproteste in Paris und Berlin, Ostermärsche und Anti-Atomkraft-Demonstrationen, Mauerfall und deutsche Einheit – der Fotograf Günter Zint dokumentiert deutsche Zeitgeschichte – engagiert, kritisch, nie unbeteiligt.
1941 in Fulda geboren, beginnt Zint 1959 seine berufliche Laufbahn als Bildjournalist und Redakteur bei der Deutschen Presseagentur in Frankfurt, Berlin und München. Er macht Fotoreportagen für "Quick", "Twen" und "Der Spiegel", arbeitet als freier Fotograf zeitweise auch in Schweden und England.
In den 60er Jahren ist der inzwischen in Hamburg lebende Fotograf Stammgast im damals „berühmtesten Beat-Club der Welt”, dem Star-Club in der Großen Freiheit 39. Er porträtiert die Großen der Musikszene und liefert einfühlsame Milieustudien des Alltags im Kiez und seiner Bewohner.
Zint ist ein politischer Mensch. Ihm geht es nicht um Objektivität, sondern um Moral. Er ist beteiligt, nicht selten auch aktiver Teilnehmer an dem von ihm fotografierten Geschehen.
Sein Engagement eckt an, provoziert, schadet ihm auch beruflich. Ende der 60er Jahre gerät er während einer Fotoreportage über die Studentenunruhen in Berlin in Auseinandersetzung mit der Berliner Polizei. Seine politische Orientierung führt schließlich zum Abbruch der geschäftlichen Beziehungen zum „Spiegel”, für den er in den 60er Jahren mehrere Titelgeschichten fotografiert hatte. Ein Nacktfoto seiner schwangeren Frau Mackie diskreditiert ihn in den Augen vieler Feministinnen als Fotografen der "neuen Mütterlichkeit".
In den 70er und frühen 80er Jahren ist Zint Augenzeuge vieler Aktionen der Jugend- und Protestbewegungen. Unter den Fotos steinewerfender Atomkraftgegner, aufmarschierender Polizisten, martialisch erscheinender Panzerwagen und Wasserwerfer am "Zaun" in Brokdorf oder Wackersdorf finden sich stets auch solche, die Zwischentöne herausarbeiten, die mit hintergründigem Sinn Aspekte einstreuen, die versöhnlich stimmen und die Konfrontation fast vergessen lassen: Ein Polizist hält einem Demonstranten mit Akkordeon am Rande einer Großdemo in Gor-leben sein Megaphon hin, Demonstranten und Polizisten helfen gemeinsam einer älteren Demonstrationsteilnehmerin aus dem Schlamm.
Gerade eher unspektakulär erscheinende Motive bezeugen das tiefe Interesse des Fotografen am Menschlichen. Sein Freund Günter Walraff, mit dem er seit Jahrzehnten zusammenarbeitet und dessen Bücher „Der Aufmacher” und „Ganz unten” mit Fotografien von Günter Zint illustriert sind, betont, dass Zint „trotz seiner Professionalität und seines fotografischen Könnens nicht nur Augenzeuge der Vorgänge, sondern meist auch Betroffener” ist.
Günter Zint gilt heute als einer der wichtigsten Chronisten der "wilden" 60er und 70er Jahre. Seine Fotos sollen Unruhe stiften, über die Verhältnisse aufklären, Anteilnahme wecken. Mit seinem Anspruch, Realität abzubilden, ohne die eigene Perspektive zu verleugnen, gelingt es ihm, "das unvereinbar Scheinende – das Private und das Politische – unter einen Hut zu bringen."