Golo Mann ist ein deutsch-schweizerischer Historiker und Schriftsteller. Der Sohn des weltbekannten Schriftstellers Thomas Mann etabliert sich während des Nationalsozialismus im Exil als international anerkannter Historiker der neueren deutschen Geschichte. Er ist bekannt für seine literarischen Biografien, eine deutsche Geschichte und zahlreiche Essays.
- 1909
27. März: Angelus Gottfried Mann wird nach Erika und Klaus Mann als drittes Kind von Thomas Mann und seiner Frau Katia geb. Pringsheim in München geboren.
- 1927-1932
Studium der Philosophie und Geschichte in München, Berlin und Heidelberg.
- 1932/33
Mann promoviert in Heidelberg bei Karl Jaspers über Hegel.
- 1933-1937
1933 folgt er seiner Familie in die Emigration, zunächst in die Schweiz, anschließend nach Frankreich.
Mann arbeitet anfangs als Lektor für deutsche Literatur und Geschichte an der Ecole Normale Supérieure in St. Cloud.
Anschließend ist er als Dozent an der Universität Rennes tätig.
- 1937-1940
Er arbeitet als Redakteur bei der Zeitschrift "Maß und Wert" in Zürich.
- 1940
Mann gelingt zusammen mit seinem Onkel Heinrich Mann die Flucht über die Pyrenäen nach Spanien und weiter in die USA.
- 1942-1958
Mann lehrt als Professor für Geschichte an verschiedenen amerikanischen Universitäten.
- 1947
Veröffentlichung der Biografie über den Mitarbeiter des Fürsten Metternich, "Friedrich von Gentz".
- 1958
Rückkehr nach Europa, wo er sich in Kilchberg bei Zürich, dem letzten Aufenthaltsort seiner Eltern, niederlässt.
Veröffentlichung der Abhandlung "Deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts".
- 1958/59
Gastprofessur an der Universität Münster.
- 1960-1964
Mann übernimmt den Lehrstuhl für Politische Wissenschaften an der Universität Stuttgart.
Aus gesundheitlichen Gründen gibt er den Lehrstuhl 1964 auf.
- 1961-1965
Mitherausgeber der neuen zehnbändigen "Propyläen-Weltgeschichte".
- seit 1964
Mann widmet sich fortan seinen Publikationen. Er tritt vor allem als literarischer Historiker hervor.
Mitglied des PEN-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland.
In den großen Debatten der bundesrepublikanischen Nachkriegszeit ergreift er immer wieder das Wort. So setzt er sich Anfang der 1970er Jahre in der Debatte um die Ostpolitik für die Friedenspolitik von Bundeskanzler Willy Brandt ein und bezeichnet den Terrorismus als "neue Art von Bürgerkrieg".
Mitte der 1980er Jahre plädiert Mann im Historiker-Streit für die Sichtweise der historischen Einzigartigkeit der nationalsozialistischen Verbrechen.
- 1964
Veröffentlichung der Schrift "Wilhelm II.".
- 1965
Auszeichnung mit dem Mannheimer Schillerpreis.
- seit 1967
Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.
- 1968
Auszeichnung mit dem Büchner-Preis.
- 1970
Veröffentlichung der Schrift "Von Weimar nach Bonn. Fünfzig Jahre deutsche Republik".
- 1971
Veröffentlichung einer Wallenstein-Biografie unter dem Titel "Wallenstein. Sein Leben erzählt von Golo Mann". Das Buch wird sein größter Erfolg. Kritiker bezeichnen es als ein "Meisterwerk der Geschichtsschreibung".
- 1972
Verleihung des Großen Bundesverdienstkreuzes und des Literaturpreises der deutschen Freimaurer.
- 1973
Auszeichnung mit der Ehrendoktorwürde der Universität Nantes/Frankreich und dem Orden "Pour le Mérite".
- 1974
Mann bekommt als Nachfolger von Günter Gaus seine eigene Fernsehsendung unter dem Titel "Golo Mann im Gespräch mit...".
- seit 1977
Mitglied des Kuratoriums des Internationalen Instituts für Nationalitätenrecht und Regionalismus sowie der American Academy of Arts und Sciences.
- 1985
Verleihung des Goethepreises der Stadt Frankfurt/Main.
- 1986
Veröffentlichung der Schrift "Erinnerungen und Gedanken. Eine Jugend in Deutschland".
- 1987
Auszeichnung mit dem Bodensee-Literaturpreis und der Ehrendoktorwürde der Universität Bath/England.
- 1989
Veröffentlichung seiner gesammelten Aufsätze und Reden zur Literatur unter dem Titel "Wir alle sind, was wir gelesen".
Mitglied der Hermann-Burte-Gesellschaft.
In einem Fernsehinterview nennt Mann die Begründer der "Frankfurter Schule", Theodor W. Adorno und Max Horkheimer "Lumpen", ohne dies weiter zu begründen. Daraufhin protestieren zahlreiche deutsche Soziologen, Philosophen und Historiker öffentlich. Mann antwortet in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung mit der Begründung, Adorno und Horkheimer hätten ihn als "heimlichen Antisemiten" beim damaligen hessischen Kultusminister angeschwärzt, nachdem er sich auf einen Lehrstuhl an der Universität Frankfurt/Main beworben hatte.
- 1992
Veröffentlichung des Bandes "Wissen und Trauer", in dem historische Portraits und Skizzen vereint sind.
- 1994
7. April: Golo Mann stirbt in Leverkusen.
(bs/iz) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 28.01.2016
Text: CC BY NC SA 4.0
Empfohlene Zitierweise:
Schmidt, Barbara/Zündorf, Irmgard: Biografie Golo Mann, in: LeMO-Biografien, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/biografie/golo-mann.html
Zuletzt besucht am 12.11.2024