„Warum hat keiner was getan?“, „Das war doch alles seit 30 Jahren bekannt.“ Schon diese zwei Zuschauerreaktionen geben einen Einblick in die Debatte rund um den 1979 im deutschen Fernsehen ausgestrahlten Vierteiler „Holocaust“. Die US-Serie ist ein besonders eindrückliches Beispiel für die Wirkung von Filmen zu historischen Themen. Sie prägen den Blick auf bestimmte Ereignisse, lösen Debatten aus und sind selbst Zeitdokumente. Noch stärker als Dokudramen oder Dokumentationen sind Spielfilme in der Lage, Emotionen auszulösen und Zuschauerinnen und Zuschauer in eine bestimmte Zeit zurückzuversetzen.
Unsere Wechselausstellung „Inszeniert“ zeigt, welche Themen der deutschen Geschichte die Kino- und Filmlandschaft seit 1945 prägen. Worin unterscheiden sich ost- und westdeutsche Filme zum Widerstand im Nationalsozialismus? Wie beeinflussen Heinz-Erhardt-Filme wie „Mein Mann, das Wirtschaftswunder“ das Bild der Bundesrepublik der 1950er-Jahre? Und in was für einem Umfeld entdecken Regisseure in der jüngeren Vergangenheit Themen wie Flucht und Vertreibung der Ostpreußen?
Die Gestaltung der Ausstellung orientiert sich an der Architektur von Kinos und Filmstudios. Sie umfasst sieben Themenbereiche, in denen immer ein Film im Vordergrund steht, der eine besonders große öffentliche Wirkung erzielte. Zum Beispiel „Operation Walküre“ über den Widerstandskämpfer Stauffenberg, „Unsere Väter, unsere Mütter“ über den Zweiten Weltkrieg oder „Das Leben der Anderen“ über die Staatssicherheit in der DDR. Zeitungsausschnitte und Zitate zeigen die zeitgenössischen Debatten um die Filme und ihre Themen. Filmrequisiten wie Maria Furtwänglers Mantel aus „Die Flucht“ oder die Film-Uniform Stauffenbergs verdeutlichen das schwierige Verhältnis von historischer Realität und filmischer Umsetzung.
„3 ½ Stunden“
Spielfilm (D 2021, 95 Min)
Regie: Ed Herzog
Filmvorführung
In der Reihe „Vor 35 Jahren … Filme zur Friedlichen Revolution“
Am 13. August 1961 wissen die Reisenden des Interzonenzugs von München nach Ost-Berlin noch nicht, dass dieser Tag ihr Leben verändern wird. Als der Zug sich der innerdeutschen Grenze nähert, wird klar: Die DDR baut eine Mauer und schließt die Grenze zur Bundesrepublik. Die Reisenden aus der DDR haben dreieinhalb Stunden Zeit, um über ihre Zukunft zu entscheiden.
Ed Herzog, geboren 1965 in Calw, ist Filmregisseur und Drehbuchautor. Nach seinem Abitur studierte er von 1991 bis 1998 Spielfilm an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Er führte Regie bei bekannten TV-Serien wie „Tatort“, „Polizeiruf 110“ und „Der Fahnder“. 2005 inszenierte er das Roadmovie „Almost Heaven“, gefolgt von „Schwesterherz“. Seitdem ist er vor allem als Regisseur der „Eberhoferkrimis“ bekannt. Herzogs Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet.
Das Begleitbuch bietet Hintergrundtexte, Gastbeiträge und Interviews mit Schauspielern und Filmemachern wie Stefan Aust, Hanna Schygulla und Maria Furtwängler.
Lesen Sie mehr über die "Inszeniert"-Ausstellung im Museumsmagazin 2/2016.
Ausgabe downloaden