Politische Begegnungen
Popstar oder Politiker? "Beifall für Brandt in Erfurt" titelt der Wuppertaler General-Anzeiger über den euphorischen Empfang von Bundeskanzler Willy Brandt im März 1970 in der thüringischen Stadt. Brandt trifft dort mit dem Vorsitzenden des Ministerrats der DDR, Willi Stoph, zusammen. Es ist das erste deutsch-deutsche Gipfeltreffen der Regierungschefs seit dem Bestehen von Bundesrepublik und DDR. Die jubelnde Erfurter Menge durchbricht sogar die Polizeisperren, um ihren Hoffnungsträger zu begrüßen. Das SED-Regime ist davon wenig begeistert. Über 100 Personen werden verhaftet. Zwei Monate später findet der Gegenbesuch Stophs in der Bundesrepublik unter turbulenten Bedingungen statt. "Krach in Kassel" fasst die BILD-Zeitung zusammen. Denn das Gipfeltreffen wird von mehreren Demonstrationen begleitet. Während rund 500 Linke den DDR-Regierungschef hochleben lassen, kritisieren ihn andere als "Mauermörder". Aufgrund der angespannten Sicherheitslage wird schließlich sogar das öffentliche Programm des Treffens geändert. Auch heute noch sind Treffen von Politikern aus Demokratie und Diktatur umstritten: Sollen demokratische Politiker den Dialog mit Unrechtsregimen suchen oder nicht?
(mw) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 29.02.2016
Text: CC BY NC SA 4.0
Empfohlene Zitierweise:
Würz, Markus: Politische Begegnungen, in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, URL: http://www.hdg.de/lemo/themen/demokratie-und-diktatur/wie-funktioniert-das-nebeneinander/politische-begegnungen.html
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