Bis in die 1960er Jahre gilt angloamerikanische Tanzmusik als "westliche Unkultur". Als sozialistische Alternative zum Rock 'n' Roll wird 1959 sogar ein eigener Tanz, der "Lipsi", entwickelt. Infolge der jugend- und kulturpolitischen Öffnung 1963 bilden sich nach westlichem Vorbild viele Beatgruppen. Eine DDR-eigene Liedermacher- und Chansonszene entsteht. Das 11. Plenum des Zentralkomitees der SED beendet 1965 den kulturpolitischen Frühling. Langfristig sind die Unterdrückungsmaßnahmen gegenüber der Beatmusik jedoch zum Scheitern verurteilt. Seit den 1970er Jahren wird sie schrittweise in die DDR-Musikszene integriert.

Mit mehreren tausend Singeklubs, in denen hauptsächlich Folkmusik gemacht wird, versucht die FDJ ihre politisch-ideologische Arbeit in die Freizeit der Jugendlichen hineinzutragen. Vorzeigesingeklub ist der Berliner Oktoberklub, der 1969 auch die erste Diskothek der DDR einrichtet. Obwohl nicht ohne Erfolg, kann die Singebewegung die Beatwelle nicht verdrängen. Die ungebrochene Beatbegeisterung der Jugendlichen zwingt die DDR-Führung zu einer offensiven Strategie: die Entwicklung eines eigenen DDR-spezifischen Rock wird seit den 1970er Jahren gefördert, auch um dieses Medium für politisch-ideologische Botschaften zu nutzen. Einige Gruppen wie z.B. die Puhdys und Karat werden mit ihren bei "Amiga" produzierten Schallplatten auch in Westdeutschland bekannt.

(ahw, reh) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 05.05.2003
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Hinz-Wessels, Annette/Haunhorst, Regina: Songs, Chansons und neue Lieder, in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/kapitel/geteiltes-deutschland-modernisierung/reformversuche-im-osten/songs-chansons-und-neue-lieder.html
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