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01.01.
Für Arbeiter in der Bundesrepublik tritt die volle Lohnfortzahlung im Krankheitsfall in Kraft.
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08.01.
Im Theater an der Leopoldstraße in München wird vom Essener Folkwang-Ballett "Nachnull" von Pina Bausch (geb. 1940) mit der Musik von Ivo Malec (geb. 1925) uraufgeführt.
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09. - 10.01.
Der Ministerrat der Westeuropäischen Union (WEU) tagt in Brüssel. Wie bereits im Vorjahr nimmt Frankreich wegen Meinungsverschiedenheiten mit den anderen WEU-Staaten über die Konsultationspflicht bei wichtigen außenpolitischen Entscheidungen nicht an den Sitzungen teil.
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16.01.
Die Eröffnung des neuen Schauspielhauses in Düsseldorf wird von Demonstrationen begleitet. Die zumeist jungen Leute protestieren gegen den aufwändigen Theaterbau, den sie als "Selbstdarstellung einer Honoratiorengesellschaft" verstehen.
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20.01.
Im neuen Düsseldorfer Schauspielhaus wird das Stück "Trotzki im Exil" von Peter Weiss uraufgeführt.
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22.01.
Bundeskanzler Willy Brandt schlägt der DDR-Regierung Verhandlungen über den Austausch von Gewaltverzichtserklärungen vor.
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27.01.
Der Maler und Graphiker Erich Heckel, Gründungsmitglied der Künstlergemeinschaft Die Brücke, stirbt in Radolfzell.
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28.01.
In der Tschechoslowakei tritt der Ministerpräsident Oldrich Cernik (1921-1994) von seinem Amt zurück und verliert auch seinen Sitz im Zentralkomitee der Kommunistischen Partei. Damit ist der letzte Reformpolitiker des Prager Frühlings entmachtet.
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30.01. - 18.02.
Der Staatssekretär im Bundeskanzleramt, Egon Bahr, führt in Moskau mit Außenminister Andrei A. Gromyko die ersten Gespräche über einen Gewaltverzichtsvertrag zwischen der Sowjetunion und der Bundesrepublik.
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01.02.
Abschluss des deutsch-sowjetischen Vertrages über die Lieferung von Erdgas gegen Großröhren in Essen. Es handelt sich um das bisher größte Ost-West-Geschäft.
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02.02.
Die Bundesregierung veröffentlicht Grundsätze zur Eingliederung ausländischer Arbeitnehmer. Der Sprecher der Bundesregierung, Conrad Ahlers, wirft dem Springer-Verlag in einem Interview mit Radio Bremen Nachrichtenfälschung und eine der Meinungsfreiheit widersprechende Art der Politik vor. Die Äußerung löst eine Kontroverse über die Pressefreiheit in der Bundesrepublik aus.
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05. - 06.02.
Der Staatssekretär im Auswärtigen Amt führt in Warschau erste Gespräche mit der Regierung Polens über Probleme des deutsch-polnischen Verhältnisses.
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13.02.
Bei einem Brandanschlag vermutlich arabischer Terroristen auf das Altersheim der Israelitischen Kultusgemeinde in München, kommen sieben Menschen ums Leben. Der schweizerische Erfolgsautor Erich von Däniken (geb. 1935) wird vom Kantonsgericht in Chur wegen Betrugs und Urkundenfälschung zu dreieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt.
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17.02.
Vor dem Bundesgerichtshof in Karlsruhe verliert Anna Manahan-Anderson (1896-1984) in letzter Instanz ihren Prozess um die Anerkennung als Zarentochter Anastasia, der jüngsten Tochter des letzten russischen Zaren.
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18.02.
Der US-amerikanische Präsident Richard M. Nixon (1913-1994) legt dem Kongress seine sogenannte Nixon-Doktrin vor, einen Bericht über die geplante amerikanische Außenpolitik der 1970er Jahre. Danach rücken die USA von der Vorstellung ab, als "Weltpolizei" für Ordnung zu sorgen. Gleichzeitig werden die NATO-Verbündeten aufgefordert, mehr eigene Verantwortung zu übernehmen. Die UdSSR wird erstmals als gleichberechtigte Weltmacht anerkannt, mit der es in Frieden zu leben gelte.
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22.02.
Der israelische Außenminister Abba Eban (1915-2002) trifft zu einem dreitägigen offiziellen Besuch in der Bundesrepublik ein. Er ist das erste israelische Regierungsmitglied, das die Bundesrepublik besucht.
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19.03.
Bundeskanzler Brandt und der Vorsitzende des Ministerrates der DDR Willi Stoph treffen sich in Erfurt zum ersten innerdeutschen Gipfelgespräch. Obgleich keine nennenswerten Ergebnisse erzielt werden, macht die stürmische Begrüßung des Bundeskanzlers seitens der Menschen in der DDR das Treffen zu einem politisch bedeutsamen Ereignis.
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21.03.
Auf einer öffentlichen Versammlung in Frankfurt/Main beschließt der Sozialistische Deutsche Studentenbund (SDS) aufgrund der tiefgreifenden Meinungsverschiedenheiten innerhalb des Bundes seine Selbstauflösung.
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26.03.
In West-Berlin beginnen die Viermächte-Verhandlungen über Berlin zwischen den Botschaftern der drei Westmächte in der Bundesrepublik und dem sowjetischen Botschafter in der DDR.
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29.03.
Die Fernsehsender ARD und ZDF benutzen für die Wettervorhersage erstmals eine Karte Europas ohne Grenzen. Bisher zeigten die Sender auf ihren Wetterkarten die Grenzen des Deutschen Reiches von 1937.
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30.03.
Der ehemalige Reichskanzler Heinrich Brüning stribt in Norwich/USA.
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05. - 11.04.
Während des Staatsbesuches von Bundeskanzler Brandt in den USA sichert Präsident Nixon der Neuen Ostpolitik seine Unterstützung zu.
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10.04.
In einer Pressekonferenz erklärt Paul McCartney (geb. 1942) seine Trennung von der Gruppe "The Beatles". Im Juli des Jahres löst sich die Gruppe endgültig auf.
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16.04.
In Wien beginnen die amerikanisch-sowjetischen Verhandlungen über die Begrenzung strategischer Waffen ("Strategic Arms Limitation Talks"/SALT).
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20.04.
Veröffentlichung des ersten Sozialberichtes der Bundesregierung. Damit stellt erstmals eine Bundesregierung eine mittelfristige Planung ihrer sozialpolitischen Ziele und Vorhaben vor.
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21.04.
Studenten sprengen eine Pressekonferenz des neuen Wissenschaftszentrums (WZB) in West-Berlin. Begründet wird die Aktion damit, dass das WZB eine "Funktionärs- und Managerelite" ausbilde.
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22.04.
Der 100. Geburtstag des Gründers der UdSSR, Wladimir I. Lenin, wird in Ost-Berlin mit zahlreichen Veranstaltungen begangen, u.a. mit den Ausstellungen "Im Geiste Lenins - mit der Sowjetunion in Freundschaft unlösbar verbunden" im Alten Museum und "Ein neuer Mensch - Herr einer neuen Welt" in der Akademie der Künste.
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29.04.
Zwischen den beiden deutschen Staaten wird in den Postverhandlungen eine Einigung über den Kostenausgleich und neue Fernsprech- und Fernschreibleitungen gefunden.
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30.04.
Auf Befehl des US-amerikanischen Präsidenten Nixon marschieren US-Truppen von Südvietnam aus in das Nachbarland Kambodscha ein.
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04.05.
Borussia Mönchengladbach wird erstmals Deutscher Fußballmeister.
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09.05.
In Washington, London, Melbourne, West-Berlin und weiteren Städten finden zentrale Massendemonstrationen gegen die US-amerikanische Vietnampolitik und den Einmarsch in Kambodscha statt. In West-Berlin kommt es zu schweren Zusammenstößen mit der Polizei.
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12. - 22.05.
Egon Bahr führt in Moskau abschließende Gespräche über ein Gewaltverzichtsabkommen zwischen beiden Ländern, die Ergebnisse seiner Bemühungen sind im sogenannten Bahr-Papier festgehalten.
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14.05.
Der im Oktober 1968 wegen Kaufhaus-Brandstiftung verurteilte Andreas Baader wird unter Mitwirkung von Ulrike Meinhof befreit. Dabei wird ein Justizbeamter lebensgefährlich verletzt. Die Gewalttat gilt als Geburtsstunde der terroristischen Bewegung Rote Armee Fraktion (RAF) .
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15.05.
Uraufführung des Stückes "Guerillas" von Rolf Hochhuth in Stuttgart. Wegen seiner rassistischen Politik wird Südafrika durch das Internationale Olympische Komitee (IOC) von den Olympischen Spielen auf unbestimmte Zeit ausgeschlossen.
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20.05.
Liberalisierung des Demonstrationsrechtes durch das dritte Strafrechtsrefomgesetz. Zugleich tritt das Straffreiheitsgesetz für Demonstrationsdelikte in Kraft. Bei Straftaten in Zusammenhang mit Demonstrationen muss nunmehr jeweils die Beteiligung des einzelnen Beschuldigten nachgewiesen werden. Beide Gesetze sollen zur Wiederherstellung des "inneren Friedens" mit Teilen der Außerparlamentarischen Opposition (APO) verhelfen.
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21.05.
Bundeskanzler Brandt und der Vorsitzende des DDR-Ministerrates Willi Stoph treffen in Kassel zu weiteren innerdeutschen Gesprächen zusammen.
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27.05.
Der NATO-Ministerrat erklärt auf einer Konferenz in Rom seine Bereitschaft zu multilateralen Kontakten mit den Staaten des Warschauer Paktes über die Einberufung einer europäischen Sicherheitskonferenz.
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03.06.
Bekanntgabe der ersten erfolgreichen Erzeugung eines künstlichen Gens durch US-amerikanische Wissenschaftler.
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05.06.
Erstmals nach zwei Jahren tritt der Rat der Westeuropäischen Union (WEU) wieder in Anwesenheit eines französischen Vertreters zusammen. Dabei sollen, laut Bedingungen der Franzosen, keine technischen, wirtschaftlichen oder politischen Fragen der EG-Erweiterung angesprochen werden.
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17.06.
FDP-Politiker des rechten Parteiflügels unter der Führung der Bundestagsabgeordneten Erich Mende und Siegfried Zoglmann (geb. 1913) gründen die National-Liberale Aktion (NLA) als innerparteiliche Oppositionsgruppe, die angesichts starker Verluste bei den Landtagswahlen auf eine Korrektur des "linken Parteikurses" drängt.
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18.06.
Bei den Wahlen zum britischen Unterhaus siegen die Konservativen. Neuer Premierminister wird Edward Heath (1916-2005).
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21.06.
Bei den Fußballweltmeisterschaften in Mexico-City wird Brasilien nach dem 4:1-Sieg über Italien neuer Fußballweltmeister. Die Mannschaft der Bundesrepublik Deutschland wird WM-Dritter.
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22.06.
Die Warschauer Pakt-Staaten fordern wiederholt eine europäische Sicherheitskonferenz, auf der auch über Truppenverminderung beraten wird.
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23.06.
Unterzeichnung eines Abkommens zwischen der Bundesrepublik und Polen über Warenverkehr und wirtschaftliche Zusammenarbeit.
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25.06.
Einrichtung einer gemeinsamen Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung in der Bundesrepublik.
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27.06.
Verbesserung der Stellung von nichtehelichen Kindern und der rechtlichen Stellung der Mutter durch Ergänzung und Verbesserung des Jugendwohlfahrtsgesetzes.
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30.06.
In Luxemburg beginnen die Verhandlungen zwischen der Europäischen Gemeinschaft (EG) und den beitrittswilligen Ländern Großbritannien, Irland, Dänemark und Norwegen.
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01.07.
Die Zeitschrift "Quick" und die Bild-Zeitung veröffentlichen die geheimen "Bahr-Papiere" vorzeitig. Darin sind die von Egon Bahr in Moskau ausgehandelten zehn Leitsätze für den deutsch-sowjetischen Gewaltverzichtsvertrag enthalten. Wie die Informationen an die Zeitungen gelangten, bleibt unbekannt.
Das Gesetz über die individuelle Förderung der Ausbildung tritt in Kraft. Durch verstärkte finanzielle Förderung sollen die Bildungschancen von Kindern einkommensschwacher Familien verbessert werden.
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03.07.
Bei einem Treffen mit Bundeskanzler Brandt sichert der französische Staatspräsident Georges Pompidou (1911-1974) die Unterstützung der Neuen Ostpolitik zu.
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26.07. - 11.08.
Bundesaußenminister Walter Scheel führt in Moskau Verhandlungen über den deutsch-sowjetischen Gewaltverzichtsvertrag.
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28.07.
Mit der Zustimmung der Aktionärsversammlung der Bremer Reederei Norddeutscher Lloyd AG und der Hamburger Hapag-Reederei ist die Fusion der beiden Reedereien zur Hapag-Lloyd AG perfekt.
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31.07.
Durch eine Grundgesetzänderung wird in der Bundesrepublik das aktive Wahlalter auf 18 Jahre herabgesetzt.
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11. - 13.08.
Bundeskanzler Brandt besucht die Sowjetunion und unterzeichnet am 12. August in Moskau den deutsch-sowjetischen Vertrag über Gewaltverzicht und Anerkennung der in Europa bestehenden Grenzen, den sogenannten Moskauer-Vertrag.
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18.08.
Die Bundesregierung beschließt Maßnahmen zur Liberalisierung der Einfuhren aus Ostblock- Staaten. Bei rund 4.700 Warenpositionen wird die bisher erforderliche Genehmigungspflicht abgeschafft.
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26.08.
Das CDU-Präsidium bekräftigt die Bedenken der Partei gegen den Moskauer Vertrag und die Ostpolitik der Bundesregierung.
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01.09.
In Hannover beginnt eine vom Rat der niedersächsischen Landeshauptstadt initiierte "Aktion der Straßenkunst". Zu einem Hauptkritikpunkt werden die aufgestellten weiblichen "Nanas" der französischen Plastikerin Niki de Saint Phalle (1930-2002).
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04.09.
In Chile gewinnt der Sozialist Salvador Allende Gossens (1908-1973) die Präsidentschaftswahlen. Damit steht erstmals in Lateinamerika ein frei gewählter Marxist an der Spitze eines Landes.
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05.09.
Beim Training zum Großen Preis von Italien in Monza verunglückt der in der WM-Wertung führende Formel-I-Rennfahrer Jochen Rindt (geb.1942) tödlich. Rindt, der als Deutscher mit österreichischer Lizenz fuhr, wird im Oktober postum zum Formel-I-Weltmeister erklärt.
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15.09.
Gründung der Akademie der Pädagogischen Wissenschaften in Ost-Berlin.
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16.09.
Die Volkskammer verabschiedet die "Grundsätze für die Aus- und Weiterbildung der Werktätigen" und das "Gesetz über die Zivilverteidigung in der DDR". Vor einem ausverkauften Konzert der britischen Rockgruppe "Rolling Stones", die nach der Trennung der "Beatles" als bekannteste Gruppe der Rock- und Beatszene gilt, kommt es vor der West-Berliner Deutschlandhalle zu Auseinandersetzungen zwischen Fans und der Polizei.
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18.09.
Der Rockmusiker Jimi Hendrix (geb.1942) stirbt an den Folgen überhöhten Alkoholgenusses und der Einnahme von Schlaftabletten in London. Der 27-Jährige galt als einer der besten Gitarristen der Welt und als Idol der Rockszene.
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29.09.
Innerhalb weniger Minuten erbeuten Mitglieder der sogenannten Baader-Meinhof-Gruppe bei drei Banküberfällen in West-Berlin über 200.000 D-Mark.
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04.10.
Die Rocksängerin Janis Joplin (geb.1943) stirbt in Los Angeles an einer Überdosis Heroin. Neben Jimi Hendrix gilt sie als Symbol der Rockszene.
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08.10.
Aufgrund eines anonymen Hinweises wird in West-Berlin der zur Baader-Meinhof-Gruppe gehörende ehemalige Rechtsanwalt Horst Mahler verhaftet. An der West-Berliner Schaubühne, die neuerdings einer kollektiven Führung untersteht und ein Mitbestimmungsmodell praktiziert, hat das Stück "Die Mutter" von Bertolt Brecht Premiere.
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09.10.
Die FDP-Abgeordneten Erich Mende, Heinz Starke (1911-2001) und Siegfried Zoglmann wechseln aus Protest gegen die sozial-liberale Koalition zur CDU/CSU über.
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15.10.
Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik demonstrieren uniformierte Polizeibeamte in Frankfurt/Main für eine bessere Besoldung und Ausbildung.
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23.10.
Mit der Premiere des als Aufklärungs-Film bezeichneten "Schulmädchen-Report" von Ernst Hofbauer beginnt eine erfolgreiche, 13-teilige Sexfilmserie.
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28.10.
Gründung der Deutschen Gesellschaft für Friedens- und Konfliktforschung (DGFK) in Bonn.
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05.11.
Die Bundesregierung beschließt die Verbesserung der Qualifikationen der Ausbilder und die Schaffung neuer Ausbildungsplätze.
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09.11.
Der frühere französische Staatspräsident Charles de Gaulle stirbt auf seinem Landsitz in Colombey-les-deux-Églises/Département Haute-Marne an den Folgen eines Herzschlages.
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14.11.
Die SPD verabschiedet einen Abgrenzungsbeschluss gegenüber den Kommunisten.
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19.11.
In München findet das erste Außenministertreffen im Rahmen der Europäischen Politischen Zusammenarbeit (EPZ) statt.
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23.11.
Der parlamentarische Strafrechtssonderausschuss des Bundestages veranstaltet ein Hearing zur geplanten Reform des Sexualstrafrechtes. Besonders umstritten ist die Neufassung des §184 des Strafgesetzbuches zur bisher als "unzüchtiges Schrifttum" bezeichneten Pornographie. Künftig soll nur noch strafbar sein, wer Pornographie Kindern und Jugendlichen zugänglich macht. Außerdem bleibt die Herstellung, Verbreitung und Einfuhr sogenannter "harter" Darstellungen, wie Gewalttätigkeit oder Kindesmissbrauch verboten.
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27.11.
Zwischen dem Staatssekretär im Bundeskanzleramt Egon Bahr und dem DDR- Staatssekretär Michael Kohl beginnen die Verhandlungen über Verkehrsfragen, ein Transitabkommen und den Grundlagenvertrag.
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28.11.
Mit erheblichen Behinderungen im Interzonenverkehr reagiert die DDR auf die für den 30. November angesetzte Sitzung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion in West-Berlin.
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07.12.
Bundeskanzler Brandt und der polnische Ministerpräsident Jozef Cyrankiewicz (1911-1989) sowie die beiderseitigen Außenminister unterzeichnen den Warschauer-Vertrag. Der Vertrag bildet die Grundlage der Normalisierung der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und Polen bei gleichzeitiger Anerkennung der Oder-Neiße-Linie. Vor der Unterzeichnung des Vertrages legt Brandt am Denkmal des Unbekannten Soldaten sowie am Denkmal für die Opfer des Warschauer Ghettos einen Kranz nieder. Das Bild von Brandts Kniefall am Ghetto-Denkmal geht in die Geschichte ein.
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09. - 11.12.
Auf einer Tagung des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) wird beschlossen, dass Kontinuität und Stabilität in der Planwirtschaft den Vorrang vor strukturpolitischen Maßnahmen haben sollen.
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10.12.
Der diesjährige Literaturnobelpreis geht an den sowjetrussischen Schriftsteller Alexander I. Solschenizyn (1918-2008). Er nimmt den Preis nicht persönlich entgegen, da er befürchtet, nach seiner Teilnahme an den Feierlichkeiten in Stockholm nicht mehr in die Sowjetunion zurückkehren zu können. Der Friedensnobelpreis wird in Oslo an Norman Borlaug (1914-2009) überreicht. Der US-amerikanische Agrarwissenschaftler hat entscheidenden Anteil an der Entwicklung besonders ertragreicher und resistenter Weizensorten.
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14.12.
In den polnischen Hafenstädten Zoppot, Gdingen und Danzig kommt es nach der am 12. Dezember angeordneten Preiserhöhung für Nahrungsmittel und Konsumgüter zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Regierungskräften, bei denen 20 Menschen getötet werden. Als sich die Unruhen ausweiten, tritt Parteichef Wladyslaw Gomulka (1905-1982) am 20. Dezember zurück.
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18.12.
Einstellung des Contergan-Prozesses gegen einzelne Angestellte der Firma Chemie Grünenthal GmbH. Deren seit 1957 frei erhältliches Schlaf- und Beruhigungsmittel "Contergan" hatte bei Kindern, deren Mütter es während der Schwangerschaft eingenommen hatten, zu Missbildungen geführt. Am 10. April 1970 verpflichtete sich die Herstellerfirma Grünenthal für die "Contergan-Opfer" rund 114 Millionen D-Mark bereit zustellen.
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22.12.
Der frühere Kommandant des Massenvernichtungslagers Treblinka, Franz Stangl (1908-1978), wird in Düsseldorf wegen der Beteiligung an der Ermordung von mindestens 400.000 Juden zu lebenslanger Haft verurteilt. Stangl wurde in Brasilien verhaftet und anschließend an die Bundesrepublik ausgeliefert.
(iz/reh) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 12.09.2014
Text: CC BY NC SA 4.0
Empfohlene Zitierweise:
Zündorf, Irmgard/Haunhorst, Regina: Jahreschronik 1970, in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/jahreschronik/1970.html
Zuletzt besucht am: 21.12.2024