Jahreschronik 1946

Eröffnung einer Ausstellung in Leipzig mit Werken der während des NS-Regimes verfemten Graphikerin und Bildhauerin Käthe Kollwitz.

Die erste Vollversammlung der Vereinten Nationen (UNO) wird in London eröffnet.

Der Alliierte Kontrollrat einigt sich auf eine gemeinsame Entnazifizierungsdirektive, dennoch wird die Entnazifizierung in den Besatzungszonen mit unterschiedlicher Strenge durchgeführt.

Im Pariser Abkommen einigen sich Vertreter von 18 Staaten über die Reparationsleistungen Deutschlands an die Siegermächte.

Gründung des Westdeutschen Fußballverbandes in Essen.

Erste freie deutsche Wahlen seit 1933 in der amerikanischen Besatzungszone (Gemeindewahlen). Wiederaufnahme der Lehrtätigkeit an Berliner Universitäten.

Eröffnung der Leistungsschau "Berlin baut auf" im früheren Zeughaus in Berlin.

Der Reeducation-Film "Todesmühlen" wird erstmals öffentlich in bayerischen Kinos gezeigt. Einige Wochen später ist der Film auch in den anderen Gebieten der amerikanischen Besatzungszone und in West-Berlin zu sehen. Der Film zeigt Aufnahmen aus verschiedenen Konzentrations- und Vernichtungslagern, die von alliierten Kameraleuten kurz nach der Befreiung der Lager angefertigt wurden.

Erste Konferenz bildender Künstler in Ost-Berlin.

In Düsseldorf wird die Staatliche Kunstakademie unter Leitung von Werner Heuser (1880-1964) wiedereröffnet.

In Stuttgart erscheint die erste Ausgabe der von Erich Kästner herausgegebenen Jugendzeitschrift "Der Pinguin".

Erster Bundeskongress des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB) in Berlin.

Der Alliierte Kontrollrat genehmigt die Wiederaufnahme des Postverkehrs zwischen Deutschland und dem Ausland.

Gründung des Zonenbeirats der britischen Besatzungszone aus Vertretern von Parteien, Gewerkschaften und Verwaltung. Der Zonenbeirat berät die Militärregierung "auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens".

In der SBZ kommt die erste deutsche Wochenschau seit Kriegsende, "Der Augenzeuge", in die Kinos.

In Hamburg erscheint die erste Ausgabe der politischen Wochenzeitung "Die Zeit".

Konrad Adenauer wird zum Vorsitzenden der Christlich Demokratischen Union (CDU) der britischen Besatzungszone gewählt.

Das "Gesetz zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus" in der amerikanischen Besatzungszone überträgt die Entnazifizierung deutschen Spruchkammern.

Gründung der Freien Deutschen Jugend (FDJ) in Berlin unter Vorsitz Erich Honeckers. Die FDJ war zuvor als "überparteiliche, demokratische und einheitliche" Jugendorganisation von der SMAD zugelassen worden.

Der Industrieplan des Alliierten Kontrollrates beschränkt die Kapazität der gesamtdeutschen Rohstoff- und Fertigungsindustrie - den Bausektor ausgenommen - auf etwa die Hälfte der Vorkriegsproduktion.

Die deutschen Gerichte nehmen ihre Arbeit wieder auf. Die Erstausgabe der illustrierten Zeitschrift "Jüdische Rundschau" erscheint in Marburg an der Lahn.

Der Alliierte Kontrollrat erlaubt die Bildung von Betriebsräten in ganz Deutschland. Erste Aufführung im deutschen Sprachraum des Theaterstückes "Der gute Mensch von Sezuan" von Bertolt Brecht in Wien.

Der 1000. Personenkraftwagen seit Kriegsende läuft im Wolfsburger Volkswagenwerk vom Band.

Beschluß der Auflösung des Völkerbundes. Übertragung der Aufgaben an die Vereinten Nationen (UNO). Eröffnung des Internationalen Gerichtshofes in Den Haag.

Vereinigungsparteitag der KPD und SPD der sowjetischen Besatzungszone zur Gründung der SED in Berlin.

Erstmals seit 1933 finden wieder Maikundgebungen der Gewerkschaften statt.

Die Berliner Philharmoniker treten ihre erste Konzertreise seit Kriegsende an.

Eröffnung der ersten deutschen Nachkriegsmesse in Leipzig.

Auf dem ersten Parteitag der SPD der drei westlichen Besatzungszonen wird Kurt Schumacher zum Vorsitzenden gewählt.

Befehl der alliierten Militärregierung, nationalsozialistische Denkmäler zu zerstören beziehungsweise Museen aufzulösen und Bücher mit nationalsozialistischem Gedankengut aus öffentlichen Bibliotheken sowie Buchhandlungen abzuliefern.

Eröffnung einer Kunstausstellung in Hamburg mit während des Nationalsozialismus verbotenen Werken von Emil Nolde, Karl Schmidt-Rottluff, Käthe Kollwitz und Max Beckmann.

Die Erstausgabe der Wirtschaftszeitung "Handelsblatt" erscheint in Düsseldorf.

Gründung der staatlichen Deutschen Film AG (DEFA) in Potsdam-Babelsberg.

Eröffnung der "1. Deutschen Kunstausstellung der Deutschen Zentralverwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone" im Berliner Zeughaus.

Einstellung der Reparationslieferungen aus der amerikanischen Besatzungszone an die Sowjetunion.

In Konstanz am Bodensee beginnen internationale Kulturwochen, Höhepunkt der Veranstaltung wird die deutsche Erstaufführung des Schauspiels "Mutter Courage und ihre Kinder" von Bertolt Brecht.

Die US-amerikanische Militärregierung unterzeichnet einen Vertrag mit der US- Hilfsorganisation "Cooperative for American Remittances to Europe" (CARE) zur Unterstützung der deutschen Zivilbevölkerung. Uraufführung des Schauspiels "Der Flüchtling" von Georg Kaiser. Der Dichter Gerhart Hauptmann stirbt in Agnetendorf in Schlesien/Polen.

Beginn einer Wanderausstellung des Deutschen Hygienemuseums in Dresden unter dem Motto "Kampf den Geschlechtskrankheiten".

Proklamation der Republik Italien in Rom.

Beginn der ersten Austragung der internationalen Tennismeisterschaften in Wimbledon nach sieben Jahren.

Eröffnung des zehntägigen internationalen Musikfestes in Donaueschingen.

Wahlen zu den verfassunggebenden Landesversammlungen in der amerikanischen Besatzungszone. Einführung des Interzonenpasses, mit dem Deutsche über die Besatzungsgrenzen hinaus reisen dürfen. Die USA zünden über dem Bikini-Atoll einen Nuklearsprengsatz und starten damit ihr Atomtestprogramm. Volksentscheid im Land Sachsen über die entschädigungslose Enteignung der gewerblichen Betriebe von angeblichen ehemaligen aktiven Nationalsozialisten und Kriegsverbrechern: Bei einer Beteiligung von 93,7 % Stimmen 77,6 % für die Konfiskation.

In Hamburg beginnen die Arbeiten für die Hochhausanlagen am Grindelberg, der ersten deutschen Hochhaussiedlung.

Die ersten deutschen Soldaten kehren aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft zurück.

Der internationale Fußballverband (FIFA) schließt Deutschland und Japan aus.

Wiedereröffnung der Deutschen Akademie der Wissenschaften in Ost-Berlin.

Erste Aufführung der Salzburger Festspiele nach Kriegsende.

Eröffnung der ersten Exportschau der bayerischen Wirtschaft seit Kriegsende in München.

Bildung der Länder Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein durch die britische Militärregierung.

Ende der ersten Leichtathlethik-Europameisterschaften nach Kriegsende. Deutsche Teilnehmer sind nicht zugelassen.

Bildung des Landes Rheinland-Pfalz aus dem Zusammenschluß der Pfalz, Teilen der Provinz Hessen-Nassau und dem linksrheinischen Teil Hessens durch die französische Besatzungsmacht.

Gründung des "Sozialistischen Deutschen Studentenbundes" (SDS) in Hamburg.

In Berlin nimmt der "Rundfunk im amerikanischen Sektor" (RIAS) seinen Sendebetrieb auf.

US-Außenminister James Francis Byrnes legt in seiner "Stuttgarter Rede" die Grundsätze der Besatzungspolitik der Vereinigten Staaten in Deutschland dar und leitet damit eine positive Wende in den deutsch-amerikanischen Beziehungen ein.

Der Schauspieler Heinrich George stirbt im sowjetischen Internierungslager Sachsenhausen.

Urteilsverkündung im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess. Zwölf der Angeklagten werden zu Tode verurteilt, sieben erhalten langjährige oder lebenslange Haftstrafen, drei werden freigesprochen.

Urteilsverkündung in den Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozessen. Unter Direktor Hermann Henselmann (1905-1995) wird in Weimar die Hochschule für Baukunst und Bildende Kunst wiedereröffnet.

Gründung der Nachrichtenagentur ADN (Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst) in der sowjetischen Besatzungszone.

Uraufführung des ersten deutschen Nachkriegsfilms "Die Mörder sind unter uns" von Wolfgang Staudte.

Landtagswahlen in der SBZ. Letzte gemeinsame Wahlen zur Stadtverordnetenversammlung in Groß-Berlin.

Auf dem "Sächsischen Künstlerkongress" in Dresden wird die Lizenzerteilung für die von Karl Hofer (1878-1955) und Oskar Nerlinger (1893-1969) herausgegebene Zeitschrift "Bildende Kunst" beschlossen.

Erste Nachkriegs-Volkszählung in den vier Besatzungszonen Deutschlands. Dabei werden 65,9 Millionen Einwohner erfaßt, darunter 36,6 Millionen Frauen und 29,3 Millionen Männer einschließlich 9,7 Millionen Vertriebene.

Bildung des Landes Niedersachsen durch Zusammenschluß der Länder Hannover, Schaumburg-Lippe, Oldenburg und Braunschweig.

Eröffnung des "Theaters der Jungen Welt", des ersten deutschen Theaters für Kinder und Jugendliche, in Leipzig.

Erste Generalversammlung der "United Nations Educational, Scientific und Cultural Organisation" (UNESCO) in Paris eröffnet.

Aufstellung der "Deutschen Grenzpolizei" auf Weisung der SMAD.

Hermann Hesse erhält den Literaturnobelpreis. Rückwirkende Verleihung des Nobelpreises für Chemie 1944 an Otto Hahn.

Uraufführung des Dramas "Des Teufels General" von Carl Zuckmayer in Zürich.

In München wird der "Allgemeine Deutsche Automobil-Club e.V." (ADAC), der 1933 von den Nationalsozialisten aufgelöst worden war, wiedergegründet. Deutsche Erstaufführung der Oper "Matis der Maler" von Paul Hindemith.

Die erste Ausgabe der Zeitschrift "Hör zu" erscheint in Hamburg. Eröffnung der Wanderausstellung "Nazikunst während des Krieges" in Frankfurt/Main.

Wirtschaftlicher Anschluß des Saarlands an Frankreich.