Zwischen 1991 und 1994 erlebt die Bundesrepublik eine Welle rechtsextremer Gewalt. Sie richtet sich gegen die große Anzahl von Zuwanderern. Wie im Westen wächst auch in Ostdeutschland eine rechte Subkultur. Rassismus und Rechtsextremismus sind nach der Deutschen Einheit ein gesamtdeutsches Problem.
Rechte Gewalttaten
Rechtsradikale überfallen 1991 Asylunterkünfte in Hoyerswerda und Hünxe und verletzen 34 Menschen, in Rostock zünden sie 1992 einen Wohnblock an, in dem vor allem Vietnamesen leben. Nachbarn und Schaulustige klatschen Beifall, die Polizei behindert sie nicht. Bei Brandanschlägen Rechtsextremer auf Wohnhäuser türkischer Familien sterben 1992 in Mölln und 1993 in Solingen zehn Menschen. Wiederholt greifen Rechtsextreme auf offener Straße Menschen an, die ihrem Feindbild entsprechen: nichtweiße Menschen, Linksalternative und Homosexuelle. Auch die Terroristen des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) verüben in den 1990er Jahren Straftaten.
Ostdeutschland
Nach der Deutschen Einheit entsteht in Ostdeutschland eine rechtsextreme Subkultur aus Skinheads, Kameradschaften und Jugendcliquen. Musik ist ein wichtiges Medium zur Verbreitung dieses Gedankenguts. Nährboden für Rassismus sind oftmals Arbeitslosigkeit, persönliche Enttäuschungen und Fremdheitsgefühle im neuen Gesellschaftssystem.
Rechte Parteien
Deutscher Volksunion (DVU) und Republikanern gelingt in den 1990er Jahren zeitweilig der Einzug in Landtage in Ost- und Westdeutschland.
Reaktionen
Die rechtsextreme Gewalt löst bei der Mehrheit der Deutschen Entsetzen aus. In vielen Städten bekunden Menschen mit Lichterketten ihre Solidarität mit den Betroffenen. Bürgerinitiativen und Musikkonzerte rufen zum Handeln gegen Rechts auf. Der Verfassungsschutz verstärkt seine Beobachtung der rechtsextremen Szene, der Staat verbietet zwischen 1991 und 2001 17 Gruppierungen.
(mw) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 08.03.2023
Text: CC BY NC SA 4.0
Empfohlene Zitierweise:
Würz, Markus: Rechtsextremismus, in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/kapitel/deutsche-einheit/aufarbeitung-des-sed-staates-und-rechtsextremismus/rechtsextremismus.html
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