Am 7. Mai 1989 finden in der DDR Kommunalwahlen statt. Angesichts der wachsenden Unzufriedenheit der Ostdeutschen betont die SED-Führung den demokratischen Charakter der Wahlen. Doch der Schein trügt nicht mehr: Die Opposition deckt offenkundige Wahlfälschungen auf und das SED-Regime verliert weiter an Glaubwürdigkeit. Die Manipulation der Kommunalwahlen ist ein Ausgangspunkt der Leipziger Montagsdemonstrationen.
Wahlmanipulation
Wie bei Wahlen in der DDR üblich, stehen nur Kandidaten der Einheitsliste der Nationalen Front zur Wahl. Wollen die Wähler mit "Ja" abstimmen, genügt es, den Wahlzettel gefaltet in die Urne zu werfen. Eine Nein-Stimme zählt hingegen nur dann, wenn alle Kandidaten der Liste einzeln durchgestrichen werden. Nach dem Vorbild der polnischen Bürgerbewegung beobachten Oppositionelle die Auszählung der Stimmen und stellen Manipulationen fest: Wahlurnen werden vorzeitig geöffnet, Wählerlisten gefälscht, ungültige Stimmen als Ja-Stimmen gewertet und der Anteil der Nein-Stimmen bewusst nach unten korrigiert.
Wahlinszenierung
Am Wahlabend verkündet der Leiter der Zentralen Wahlkommission, Egon Krenz, das Ergebnis im Fernsehen: Über 98 Prozent der Stimmen seien auf die Einheitsliste entfallen. Das SED-Regime inszeniert Transparenz und Demokratie, etwa wird eine Wahlurne vor laufender Kamera ausgezählt.
Doch die Nachricht vom Wahlbetrug verbreitet sich schnell in der DDR. Öffentlich demonstrieren Menschen gegen Wahlfälschungen und für Demokratie. Die Opposition gewinnt an Zustimmung.
(ap) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 26.02.2016
Text: CC BY NC SA 4.0
Empfohlene Zitierweise:
Petschow, Annabelle: Kommunalwahlen in der DDR, in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/kapitel/deutsche-einheit/wandel-im-osten/kommunalwahlen-in-der-ddr.html
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