Das ehemalige Ministerium für Staatssicherheit der DDR arbeitet unter neuem Namen für die Regierung Hans Modrow weiter. Seit November 1989 heißt es "Amt für Nationale Sicherheit" (AfNS). Die Opposition fordert seine Auflösung. Als Bürgerrechtler erfahren, dass AfNS-Mitarbeiter Akten vernichten, besetzen sie im Winter 1989/90 die Dienststellen. Ihnen offenbaren sich Zeugnisse aus nahezu vierzig Jahren Überwachung und Unterdrückung.
Besetzung
Anfang Dezember 1989 berichten AfNS-Mitarbeiter öffentlich von Aktenvernichtungen. Demonstranten besetzen daraufhin die Bezirkszentralen der ehemaligen Staatssicherheit in Erfurt, Rostock und Leipzig, um die dortigen Akten vor Zerstörung zu bewahren. In den nächsten Tagen kommt es zu weiteren Besetzungen. Zuletzt dringen am 15. Januar 1990 in Ost-Berlin Demonstranten in die Zentrale der ehemaligen Staatssicherheit in der Normannenstraße ein, Büros werden verwüstet. Ungeklärt ist, ob AfNS-Mitarbeiter selbst daran beteiligt sind. Auch hier bildet sich ein Bürgerkomitee, wenige Tage später beschließt der zentrale "Runde Tisch", eine "Gedenk- und Forschungsstelle zum DDR-Stalinismus" einzurichten.
Auflösung
Mitte Dezember 1989 beschließt die Regierung Modrow, das AfNS aufzulösen und lediglich eine Verfassungsschutzbehörde zu erhalten. Dieser Plan wird nach Protesten von Opposition und Bürgerkomitees aufgegeben. Das AfNS, und damit die Staatssicherheit, wird vollständig aufgelöst. Über den Verbleib der Akten soll nach der freien Volkskammerwahl die neue Regierung entscheiden.
(ap) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 11.03.2016
Text: CC BY NC SA 4.0
Empfohlene Zitierweise:
Petschow, Annabelle: Ende der Staatssicherheit, in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/kapitel/deutsche-einheit/weg-zur-einheit/ende-der-staatssicherheit.html
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