Nachkriegsjahre

Anfang Mai 1945 endet der Zweite Weltkrieg in Europa mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht. Die Nachkriegszeit beginnt und findet ihre erste Zäsur 1949. Mit der Gründung der demokratischen Bundesrepublik Deutschland im Westen und der sozialistischen Deutschen Demokratischen Republik - einer kommunistischen Diktatur nach sowjetischem Vorbild - im Osten entsteht die Ordnung des beginnenden Kalten Krieges, die von nun an 40 Jahre lang die deutsche Geschichte prägt.

Alliierte Besatzung

Die Nachkriegsjahre werden von den alliierten Siegermächten Sowjetunion, USA, Großbritannien und Frankreich bestimmt, die mit Hilfe von Militärregierungen die oberste Staatsgewalt ausüben. Deutschland ist in vier Besatzungszonen und Berlin in vier Sektoren aufgeteilt. Der aus den vier Oberbefehlshabern am 30. Juli 1945 gebildete Alliierte Kontrollrat in Berlin entscheidet über alle Fragen, die Deutschland als Ganzes betreffen. Auf der Potsdamer Konferenz im Sommer 1945 einigen sich die alliierten Besatzungsmächte auf wirtschaftliche und politische Grundsätze für eine gemeinsame Deutschlandpolitik: Entmilitarisierung, Entnazifizierung, Dezentralisierung, Dekartellisierung der Wirtschaft und Demokratisierung.

Entnazifizierung

Die Alliierten verhaften deutsche Kriegsverbrecher und ehemalige Funktionäre des NS-Staates. Der Internationale Militärgerichtshof in Nürnberg verurteilt im Oktober 1946 die Hauptkriegsverbrecher des "Dritten Reiches". Die Mehrzahl der Deutschen muss sich in Spruchkammerverfahren der Entnazifizierung stellen.

Alltag

Die Deutschen leben in einer "Zusammenbruchsgesellschaft": Millionen von Männern befinden sich in Kriegsgefangenschaft, Millionen von Flüchtlingen und Vertriebenen aus dem Osten strömen in die vier Besatzungszonen. Suchdienste helfen beim Auffinden vermisster Familienangehöriger. Die Menschen leben vielfach in Trümmern und beginnen unter schwierigsten Umständen mit dem Aufräumen. Armut, Kälte, Krankheiten und Hunger prägen ihren Alltag. Zerstreuung bieten kulturelle Angebote, die mit Hilfe der Alliierten unmittelbar nach dem Krieg wieder auf die Beine gestellt werden.

Neuanfänge und Kalter Krieg

Der beginnende Kalte Krieg prägt die Neuanfänge in Deutschland. Die Sowjetunion gestaltet das politische und wirtschaftliche System in der Ostzone nach ihren Vorstellungen. Die kommunistische Sozialistische Einheitspartei Deutschlands bestimmt rasch alle Lebensbereiche, Massenorganisationen tragen den Willen der Partei in die Gesellschaft. Die Westmächte hingegen bauen eine demokratische Gesellschaft auf. Der Gegensatz zwischen Kommunismus und "freier Welt" nimmt ab 1946 zu und die Teilung Deutschlands beginnt sich abzuzeichnen.

Marshall-Plan, Währungsreform, Berlin-Blockade

Um den Kommunismus einzudämmen und den Wiederaufbau Europas anzukurbeln, kündigt US-Außenminister George C. Marshall am 5. Juni 1947 ein Hilfsprogramm für Europa ("Marshall-Plan") an. Die Sowjetunion lehnt eine Teilnahme ab. Die Umsetzung des "Marshall-Plans" macht zunächst eine Währungsreform nötig. An Stelle der wertlos gewordenen Reichsmark wird am 20. Juni 1948 die Deutsche Mark eingeführt. Dies soll auch die Gründung eines westdeutschen Staates vorbereiten. Die Sowjetunion reagiert mit einer Blockade aller Land- und Wasserverbindungen nach West-Berlin. Um die 2,1 Millionen West-Berliner zu versorgen, organisiert US-Militärgouverneur Lucius D. Clay eine Luftbrücke. Die bis Mai 1949 andauernde Berlin-Blockade ist der erste Höhepunkt des Kalten Krieges.

Gründung der Bundesrepublik Deutschland

Als Folge des Ost-West-Gegensatzes schreitet die Teilung Deutschlands voran: Mit den "Frankfurter Dokumenten" fordern die Westmächte die Ministerpräsidenten der Länder am 1. Juli 1948 auf, die Gründung eines westdeutschen Staates einzuleiten. Der Parlamentarische Rat wird daraufhin beauftragt, ein Grundgesetz zu erarbeiten. Er tritt am 1. September 1948 in Bonn unter seinem Präsidenten Konrad Adenauer zusammen. Das Grundgesetz tritt am 23. Mai 1949 in Kraft. Die Bundesrepublik Deutschland ist damit gegründet.

Gründung der Deutschen Demokratischen Republik

Auch aus der Sowjetischen Besatzungszone entsteht 1949 ein deutscher Staat: Aus der "Volkskongressbewegung für Einheit und gerechten Frieden" geht im März 1948 der 1. Deutsche Volksrat hervor, der eine Verfassung ausarbeitet und diese am 19. März 1949 formell beschließt. Der 2. Deutsche Volksrat, der am 7. Oktober zusammentritt, erklärt sich zur provisorischen Volkskammer und beauftragt Otto Grotewohl mit der Regierungsbildung. Damit ist die Deutsche Demokratische Republik als zweiter deutscher Staat gegründet - eine kommunistische Diktatur nach sowjetischem Vorbild.

(ag, reh, mw) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 26.02.2016
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Grau, Andreas/Haunhorst, Regina/Würz, Markus: Nachkriegsjahre, in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/kapitel/nachkriegsjahre.html
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