Das SED-Regime in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) unter Parteichef Erich Honecker baut den Kontroll- und Unterdrückungsapparat des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) weiter aus. Nach Abschluss des Grundlagenvertrages 1972 und der internationalen Anerkennung der DDR gehört die Überwachung westlicher Diplomaten, Journalisten sowie der steigenden Zahl westdeutscher Besucher zu den Aufgaben des MfS. Zugleich "zersetzt" die Staatssicherheit Opposition, überwacht Bürgerrechtsgruppen und spioniert im Ausland.

Ausbau

Der Ausbau der Staatssicherheit setzt sich fort. 1989 sind neben 91.000 hauptamtlichen zahlreiche Inoffizielle Mitarbeiter beschäftigt, mindestens 3.000 davon in der Bundesrepublik. Das Verhältnis von MfS-Mitarbeitern zu Ostdeutschen beträgt etwa 1:180. Alleine das Personal der Staatssicherheit kostet 1989 2,4 Milliarden Mark.

„Zersetzung“

Um „feindlich-negative Handlungen“ gegen das SED-Regime abzuwehren, setzt die Staatssicherheit in den 1970er und 1980er Jahren zunehmend auf „Zersetzung“, beispielsweise der Friedens-, Umwelt- und Menschenrechtsgruppen in der DDR. Gezielt verbreiten MfS-Mitarbeiter Gerüchte und falsche Informationen über Oppositionelle oder überwachen sie auffällig offen. Das MfS setzt Prostituierte ein, um Männer zu erpressen. Es zerstört durch Lügen Liebesbeziehungen, schadet Familien oder sorgt für berufliche Misserfolge. Seelische und körperliche Schäden der Opfer plant die Staatssicherheit dabei bewusst ein. Auch brutale Gewalt kommt weiterhin zum Einsatz, etwa gegen Ausreisewillige.

Auslandsspionage

Das MfS arbeitet seit seiner Gründung auch als Geheimdienst. Die „Hauptverwaltung Aufklärung“ unter Markus Wolf betreibt die Auslandsspionage. Sie sammelt besonders im Westen und der Bundesrepublik Informationen über Politik, Wirtschaft, Technologien und Militär. Mit Günter Guillaume verfügt das MfS sogar über einen Agenten, der als Referent von Bundeskanzler Willy Brandt arbeitet.

(mw) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 26.02.2016
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Würz, Markus: Überwachung, in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/kapitel/geteiltes-deutschland-krisenmanagement/niedergang-der-ddr/ueberwachung.html
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