SED-Generalsekretär Erich Honecker tritt am 18. Oktober 1989 zurück. Offiziell erfolgt dieser Schritt aus gesundheitlichen Gründen. Tatsächlich erzwingen Mitglieder der obersten Parteispitze seine Ablösung. Sie reagieren damit auf die Flucht- und Ausreisewelle sowie die Massenproteste in der DDR. Honeckers Nachfolger Egon Krenz will die Macht der SED erhalten und verspricht den Ostdeutschen Reformen.
Rücktritt
Nach den Leipziger Montagsdemonstrationen am 9. Oktober 1989 mit 70.000 und am 16. Oktober 1989 mit 120.000 Teilnehmern drängen Mitglieder der SED-Spitze auf eine Ablösung von Generalsekretär Erich Honecker. Politbüromitglieder und Bezirkssekretäre um Egon Krenz, Hans Modrow und Günter Schabowski erzwingen am 17./18. Oktober 1989 Honeckers Rücktritt von allen Staats- und Parteiämtern.
Nachfolge
Honeckers Nachfolger als Generalsekretär, Staatsratsvorsitzender und Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsrates wird Egon Krenz. Er verspricht öffentlich, eine „Wende“ einzuleiten und kündigt Reformen an. So will er die Macht des SED-Regimes sichern. Eine Änderung der Reisebestimmungen am 1. November 1989 macht für Ostdeutsche visafreie Reisen in die Tschechoslowakei und von dort in die Bundesrepublik möglich. Am 8. November beruft das SED-Zentralkomitee „Reformer“ in das Politbüro.
Reaktionen
Die Menschen in der DDR schenken Krenz kein Vertrauen. Denn er ist im Mai 1989 als Wahlleiter für die gefälschten Kommunalwahlen mit verantwortlich. Die Proteste gegen das SED-Regime weiten sich auch auf kleinere Städte aus. Am 4. November 1989 demonstrieren auf dem Berliner Alexanderplatz 500.000 Menschen auf einer genehmigten Versammlung für Meinungs-, Versammlungs- und Reisefreiheit. Zu den 26 Rednern gehören die Schriftsteller Christoph Hein, Stefan Heym, Christa Wolf, die Schauspieler Ulrich Mühe, Jan Josef Liefers und Steffie Spira, der Theologe Friedrich Schorlemmer, Rechtsanwalt Gregor Gysi, Hochschulrektor Lothar Bisky sowie die Oppositionellen Jens Reich und Marianne Birthler. Seitens der SED-Regimes sprechen Günter Schabowski und der ehemalige General der Staatssicherheit Markus Wolf.
(ap) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 11.03.2016
Text: CC BY NC SA 4.0
Empfohlene Zitierweise:
Petschow, Annabelle: Führungswechsel, in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/kapitel/deutsche-einheit/friedliche-revolution/fuehrungswechsel.html
Zuletzt besucht am: 05.11.2024