Die europäische Integration steckt seit Mitte der 1970er Jahre in einer Krise. Zwar vergrößert sich die Europäische Gemeinschaft (EG) durch den Beitritt weiterer Staaten und es finden 1979 erstmals Direktwahlen zum Europäischen Parlament statt. Doch erst mit der Einheitlich Europäischen Akte 1986 vertiefen die EG-Mitgliedsstaaten ihre Zusammenarbeit weiter.
Erweiterungen
In einer Norderweiterung treten 1973 Dänemark, Irland und Großbritannien der EG bei. Die Norweger entscheiden sich in einer Volksabstimmung gegen eine Mitgliedschaft. In einer Süderweiterung wird Griechenland 1981 EG-Mitglied, Spanien und Portugal folgen 1986.
Blockaden
Grund für die Zurückhaltung der EG-Staaten, ihre Zusammenarbeit weiter zu vertiefen, sind vor allem wirtschaftliche Probleme. Diese führen zu einer stärkeren Betonung von nationalen gegenüber europäischen Interessen. So setzt Großbritannien etwa 1979 durch, dass sein Beitrag zum EG-Haushalt reduziert wird. Auch bekommen die seit 1974 stattfindenden Treffen des Europäischen Rates der Staats- und Regierungschefs starkes politisches Gewicht, die jedoch in den Römischen Verträgen nicht vorgesehen sind. Eine Initiative, um die Integration neu anzustoßen, ist die Direktwahl des Europäischen Parlaments ab 1979.
Vertiefte Zusammenarbeit
Besonders die Bundesrepublik Deutschland unter Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) und seinem Nachfolger Helmut Kohl (CDU) bemühen sich gemeinsam mit Frankreich um eine weitere Vertiefung der europäischen Zusammenarbeit. Dies gelingt mit der Verabschiedung der Einheitlich Europäischen Akte (EEA) 1986. Der Europäische Rat wird Teil des EG-Vertrages und die Rechte des Europäischen Parlaments werden gestärkt. Schrittweise schaffen die EG-Staaten bis Anfang 1993 einen europäischen Binnenmarkt, in dem Waren, Personen, Dienstleistungen und Kapital frei verkehren können. Zudem erweitert die Einheitlich Europäische Akte die Zuständigkeit der EG in den Bereichen Forschung und Entwicklung, Umwelt sowie Außenpolitik.
Eine weitergehende Integration vereinbaren die EG-Staaten 1993 mit der Schaffung der Europäischen Union.
(ap) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 11.03.2016
Text: CC BY NC SA 4.0
Empfohlene Zitierweise:
Petschow, Annabelle: Vertiefung der Europäischen Gemeinschaft, in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/kapitel/geteiltes-deutschland-krisenmanagement/bundesrepublik-im-umbruch/vertiefung-der-europaeischen-gemeinschaft.html
Zuletzt besucht am: 21.11.2024