Das unbedingte Vertrauen in Naturwissenschaft und Technik kennzeichnet in den 1960er Jahren das Denken vieler Menschen. So stellt etwa Bundeskanzler Ludwig Erhard in seiner Regierungserklärung am 10. November 1965 fest: "Man hat mit Recht gesagt, dass die Forschung von heute der Wohlstand von morgen ist". Noch ist der Glaube an die Segnungen des technischen Fortschritts ebenso ungebrochen wie das Vertrauen auf ständig steigende Wirtschaftsdaten. Trotz der allgemeinen Aufbruchstimmung suchen viele Menschen aber auch nach neuen geistigen Orientierungen.

1957 wird in Garching bei München der erste Atommeiler der Bundesrepublik errichtet. Das erste kommerziell arbeitende Kernkraftwerk nimmt 1966 seinen Betrieb auf. Durch die Nutzung der Kernspaltung wird das Energieproblem - so glauben viele - bald der Vergangenheit angehören. Die neu erschlossene Quelle erscheint geeignet, den steigenden Bedarf zu decken. Eine wachsende Zahl von Atomkraftwerken geht daher ans Netz. Sie gelten als sauber, wirtschaftlich und sicher. Noch wird die friedliche Nutzung der Kernenergie fast uneingeschränkt begrüßt.

Der technische Fortschritt wirkt sich auch auf den Alltag der Menschen aus. Die Automatisierung der Haushalte nimmt ständig zu. Staubsauger, Kühlschränke, Waschmaschinen, Telefone und Fernsehgeräte sind Ende der 1960er Jahre in den meisten Haushalten zu finden. Das Schlagwort von der "zweiten industriellen Revolution" bezeichnet die zunehmende Automatisierung in der Wirtschaft. Pausenlos und präzise arbeitende Automaten ersetzen in zunehmendem Maße die menschliche Arbeitskraft. Alles scheint machbar.

(ag) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 05.05.2003
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Grau, Andreas: Naturwissenschaft und Technik, in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/kapitel/geteiltes-deutschland-modernisierung/aufbruch-zu-neuen-grenzen/naturwissenschaft-und-technik.html
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