"Heitere Spiele" sind das Ziel der Veranstalter der XX. Olympischen Sommerspiele in München 1972. In bewusstem Gegensatz zur wuchtigen Inszenierung der Olympischen Spiele 1936 in Berlin zeigt sich der Welt ein neues Deutschlandbild.Der Überfall eines palästinensischen Terrorkommandos auf die israelische Olympiamannschaft zerstört diese Illusion und die antike Idee vom "Olympischen Frieden". Obwohl viele Stimmen nach dem Massaker für einen Abbruch der Spiele plädieren, werden sie fortgesetzt. Dem deutsch-deutschen Wettbewerb gilt dabei besondere Aufmerksamkeit.

Für die Olympiade werden mehr als zwei Milliarden D-Mark in den Bau neuer Sportstätten und des Olympischen Dorfes investiert, um den über 10.000 Aktiven aus 120 Ländern optimale Bedingungen zu bieten. Der von Günter Behnisch (1922-2010) geschaffene Olympiapark und das begleitende Kunstprogramm tragen wesentlich zum gelungenen Gesamtkonzept der "heiteren Spiele" bei. Mit dem Anschlag palästinensischer Terroristen auf das israelische Olympiaquartier findet die heitere Atmosphäre jedoch ein abruptes Ende. Bei dem Überfall und dem missglückten Befreiungsversuch sterben insgesamt 17 Menschen. Das Internationale Olympische Komitee unter der Führung von Avery Brundage (1887-1975) entscheidet sich trotzdem für eine Weiterführung der Spiele.

Die Idee unpolitischer Spiele ist ohnehin zur Illusion geworden. Kurz vor der Eröffnung wird der gemischtrassigen Mannschaft aus Rhodesien auf Druck von 27 afrikanischen Staaten, die mit ihrer Abreise drohen, die Teilnahme untersagt. Der Sport wird politisiert und im Wettbewerb der Systeme auch instrumentalisiert. Zum zweitenmal nach 1964 treten die beiden deutschen Staaten mit getrennten Mannschaften an. Die DDR kann in München wie schon zuvor in Mexiko hinter den USA und der Sowjetunion den dritten Platz in der prestigeträchtigen Nationenwertung erringen. Das Ergebnis ist ein Erfolg einer intensiven Sportförderung. Sie soll der DDR zu größerer internationaler Anerkennung verhelfen.

(ahw) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 05.05.2003
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Hinz-Wessels, Annette: Olympische Spiele 1972, in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/kapitel/geteiltes-deutschland-modernisierung/internationale-entwicklungen/olympische-spiele-1972.html
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