Das Viermächte-Abkommen über Berlin vom 3. September 1971 sieht vor, dass die näheren Einzelheiten durch die beiden deutschen Staaten selbst ausgehandelt werden. Vor allem der Personen- und Güterverkehr zwischen der Bundesrepublik Deutschland und West-Berlin sowie von West- nach Ost-Berlin muss geregelt werden. Am 17. Dezember 1971 unterzeichnen die Staatssekretäre Egon Bahr und Michael Kohl in Bonn das Transitabkommen. Es ist die erste deutsch-deutsche Vereinbarung auf Regierungsebene. Nur drei Tage später werden auch die Verhandlungen zwischen dem Senat von West-Berlin und der DDR-Regierung zum Abschluss gebracht.
Die Gespräche zwischen Staatssekretär Egon Bahr, einem engen Vertrauten von Bundeskanzler Brandt, und dem Staatssekretär beim Ministerrat der DDR,Michael Kohl, hatten bereits im November 1970 begonnen. Doch erst nach dem Abschluss des Viermächteabkommens machen die Verhandlungen Fortschritte. Das Transitabkommen sieht vor, dass der Personen- und Güterverkehr zwischen der Bundesrepublik und West-Berlin künftig ohne Behinderungen und in der "einfachsten, schnellsten und günstigsten Weise" abgewickelt werden soll. Die bisher üblichen Durchsuchungen und Schikanen der DDR-Grenzbeamten sollen nun aufhören.
Das am 20. Dezember 1971 unterzeichnete Abkommen zwischen dem Senat von West-Berlin und der DDR verbessert die Reise- und Besuchsmöglichkeiten für West-Berliner. Sie dürfen sich nun pro Jahr insgesamt dreißig Tage im Ostteil der Stadt oder in der DDR aufhalten, ohne dies zu begründen. Auch zusätzliche Reisen aus dringenden humanitären und familiären Gründen sind fortan möglich. Aufgrund der beiden Abkommen steigt seit 1972 die Zahl von Besuchen in der DDR ebenso rapide an wie die Reisen von und nach West-Berlin.
(ag) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 05.05.2003
Text: CC BY NC SA 4.0
Empfohlene Zitierweise:
Grau, Andreas: Transitabkommen, in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/kapitel/geteiltes-deutschland-modernisierung/neue-ostpolitik/transitabkommen.html
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