Die Sowjetunion und das SED-Regime versuchen nach der Gründung der beiden deutschen Staaten eine Wiedervereinigung Deutschlands nach ihren Vorstellungen zu erreichen. Sie streben eine Übertragung der sozialistischen Gesellschaftsordnung auf Westdeutschland an. Erreichen wollen sie dies, indem sie das gesamtdeutsche Empfinden der Menschen ansprechen. In propagandistischen Kampagnen unter der Losung "Deutsche an einen Tisch" fordert die SED direkte Gespräche über die Wiedervereinigung unter Umgehung der Siegermächte. Für Bundeskanzler Konrad Adenauer hingegen sind freie Wahlen die Voraussetzungen für Verhandlungen.

Vorschlag Grotewohls

In einem offenen Brief schlägt DDR-Ministerpräsident Otto Grotewohl Bundeskanzler Adenauer am 30. November 1950 einen Gesamtdeutschen Konstituierenden Rat vor, der zu gleichen Teilen aus ost- und westdeutschen Vertreten bestehen soll. Der Rat soll eine gesamtdeutsche Regierung vorbereiten. In einer Regierungserklärung am 15. Januar 1951 fordert Adenauer, dass zunächst freie Wahlen stattfinden und die Ostdeutschen politische Freiheiten erhalten müssen.

Keine freien Wahlen

In öffentlichen Appellen wendet sich die Volkskammer daraufhin mehrfach an den Deutschen Bundestag, fordert unter dem Slogan "Deutsche an einen Tisch" Gespräche über die Wiedervereinigung und stimmt schließlich freien Wahlen zu. Sie will so die westdeutsche Bevölkerung gegen die Regierung mobilisieren. Adenauer versucht, die SED-Propaganda zu entlarven. Die Bundesregierung wendet sich an die UNO, um die Voraussetzungen für freie Wahlen in beiden deutschen Staaten prüfen zu lassen. Das SED-Regime verweigert der UN-Kommission Anfang 1952 jedoch die Einreise.

Stalin-Noten

Mit der Stalin-Note vom 10. März 1952 beginnt dann eine neue Phase in der Deutschlandpolitik. Die SED stellt ihre Kampagne "Deutsche an einen Tisch" ein.

(ag, mw) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 29.02.2016
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Grau, Andreas/Würz, Markus: Deutsche an einen Tisch, in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/kapitel/geteiltes-deutschland-gruenderjahre/deutsche-frage/deutsche-an-einen-tisch.html
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