Das SED-Regime verherrlicht nach sowjetischem Vorbild die Person Josef Stalins. Seinen 70. Geburtstag am 21. Dezember 1949 inszeniert es mit Aufmärschen und Festveranstaltungen. Lieder, Gedichte, Bilder und Texte preisen den "Genius der werktätigen Massen". In Ost-Berlin wird die Frankfurter Allee in Stalinallee umbenannt und in den folgenden Jahren zur Prachtstraße umgestaltet. Die Verherrlichung Stalins "als besten Freund des deutschen Volkes" soll die SED-Herrschaft legitimieren, zugleich zeigt sie, wie abhängig die SED von der Sowjetunion ist. Auch führende SED-Politiker werden in der DDR Gegenstand eines Personenkults.
Stalin
Auf den Tod Stalins im März 1953 reagiert das SED-Regime mit einer "Verewigungswelle": Im ganzen Land werden Denkmäler und Büsten aufgestellt. Die neu erbaute Planstadt an der Oder wird "Stalinstadt" getauft und auch das dortige Eisenhüttenkombinat trägt seinen Namen. In der Zeit der Entstalinisierung findet der Stalin-Kult ein rasches Ende. Schließlich werden im November und Dezember 1961 alle Stalin-Denkmäler demontiert, Straßen umbenannt und Stalinstadt erhält den Namen Eisenhüttenstadt.
Grotewohl, Pieck, Ulbricht
Neben Stalin verherrlicht das SED-Regime auch führende Politiker aus ihren eigenen Reihen, etwa Ministerpräsident Otto Grotewohl. Staatspräsident Wilhelm Pieck wird auf Briefmarken, Portraits oder in Filmen als wohlwollender Gründervater der DDR dargestellt. Nach seinem Tod wird seine Heimatstadt in "Wilhelm-Pieck-Stadt-Guben" umbenannt. Die Leuna-Werke, die Deutsche Akademie für Staats- und Rechtswissenschaften und ein Stadion tragen den Namen des Staatsratsvorsitzenden Walter Ulbricht. Der Ulbricht-Kult endet nach dessen Ablösung 1971. Der Personenkult um seinen Nachfolger Erich Honecker fällt zurückhaltender aus.
(mw) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 29.04.2016
Text: CC BY NC SA 4.0
Empfohlene Zitierweise:
Würz, Markus: Personenkult, in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/kapitel/geteiltes-deutschland-gruenderjahre/weg-nach-osten/personenkult.html
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