Der Aufschwung der Wirtschaft gestaltet sich anfänglich schwierig. Während die Löhne nach der Währungsreform zunächst "eingefroren" bleiben, steigen Preise und Arbeitslosigkeit bedenklich an. Doch das Konzept der Sozialen Marktwirtschaft zeigt bald Erfolg. Die hohe Arbeitslosigkeit von über 12 Prozent sinkt ab 1950. Sieben Jahre später herrscht Vollbeschäftigung. Das Bruttoinlandsprodukt steigt von 79 Milliarden DM im Jahr 1949 auf fast 300 Milliarden DM 1960. Der Außenhandel boomt, die Wohnungsnot wird spürbar gelindert, besonders benachteiligte Gesellschaftsgruppen können allmählich unterstützt werden. Für Viele ist dieser ökonomische Aufstieg unerklärlich. Bald ist vom "Wirtschaftswunder" die Rede.
Rahmenbedingungen
Besonders der Korea-Krieg begünstigt den enormen wirtschaftlichen Aufschwung. Westdeutsche Unternehmen, durch alliierte Verbote an der Rüstungsproduktion gehindert, können sich auf die Deckung des ausländischen Bedarfs an Investitions- und Konsumgütern konzentrieren. Dank einer auf die Weltmarktbedürfnisse zugeschnittenen Industriestruktur, großer Kapazitätsreserven und qualifizierter Arbeitskräfte können sie die günstigen Umstände nutzen. Die enorme Nachfrage nach Exportgütern heizt auch die Binnenkonjunktur an. Zusätzlich schafft der Staat durch Steuervergünstigungen und niedrige Steuersätze große Investitionsanreize. Diese günstigen Rahmenbedingungen verhelfen 1952 dem "selbsttragenden" Wachstum zum Durchbruch. Befördernd hilft, dass der Bundesrepublik im Londoner Schuldenabkommen 1953 fast die Hälfe ihrer Auslandsschulden erlassen werden.
Arbeitskämpfe
Die Teilnahme am allgemeinen Aufschwung vollzieht sich nicht ohne Konflikte, denn die Unternehmergewinne steigen in deutlich höherem Maße als die Löhne. Dies führt zu teilweise erbitterten Arbeitskämpfen. Weitere gewerkschaftliche Forderungen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen lauten: gleiche Entlohnung für Männer und Frauen, kürzere Arbeitszeiten und größere soziale Sicherheit der Arbeitnehmer.
(ahw, mw) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 20.04.2016
Text: CC BY NC SA 4.0
Empfohlene Zitierweise:
Hinz-Wessels, Annette/Würz, Markus: "Wirtschaftswunder", in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/kapitel/geteiltes-deutschland-gruenderjahre/wirtschaft-und-gesellschaft-im-westen/wirtschaftswunder.html
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