Internationale Krisen prägen das Jahr 1956. Infolge des politischen "Tauwetters" hoffen die Menschen in den kommunistisch regierten Staaten auf neue Freiheiten: In Polen brechen im Sommer Proteste aus, die mit Gewalt beendet werden. In Ungarn beginnt im Herbst ein Volksaufstand, den sowjetische Truppen niederschlagen. Gleichzeitig droht während der Suez-Krise in Ägypten ein Krieg auszubrechen.

Polen und Ungarn-Aufstand

Der sowjetische Parteichef Chruschtschow rechnet 1956 mit der Herrschaft Stalins ab. Durch die Entstalinisierung werden in den "Ostblock"-Staaten kurzeitig Reformen möglich ("Tauwetter"). Allerdings schlägt in Polen die Armee Ende Juni den Protest von rund 100.000 unzufriedenen Arbeitern gewaltsam nieder. In Ungarn bricht im Oktober ein Aufstand aus, in dem die Menschen Demokratie und die Unabhängigkeit des Landes fordern. Der populäre Reformkommunist Imre Nagy bildet daraufhin eine neue Regierung, führt ein Mehrparteiensystem ein und kündigt freie Wahlen an. Ungarn tritt aus dem Warschauer Pakt aus und erklärt seine Neutralität. Doch die UdSSR erlaubt keinem ihrer Satellitenstaaten auszuscheren und schickt Truppen. In blutigen Kämpfen schlagen sie den Aufstand im November 1956 nieder. Die Aufständischen hoffen vergebens auf ein Eingreifen des Westens.

Suez-Krise

Zeitgleich droht in Ägypten Krieg, nachdem Präsident Nasser den Suezkanal zu ägyptischem Staatseigentum erklärt hat. Israelische Truppen erobern die Halbinsel Sinai und Anfang November landen französische und britische Einheiten, um den Kanal zu besetzen. Nach Druck der USA und Drohungen der Sowjetunion ziehen Israel, Großbritannien und Frankreich ihre Truppen jedoch zurück.

Reaktionen in Deutschland

In der Bundesrepublik Deutschland löst der sowjetische Einmarsch in Ungarn Empörung, Angst und Schrecken aus. Spenden werden gesammelt, um die Not der Menschen zu lindern. Flüchtlinge aus Ungarn finden in Westdeutschland Aufnahme und eine neue Heimat. Das SED-Regime hingegen begrüßt die Militäreinsätze in Polen und Ungarn. Es lehnt Reformen ab, die seine Herrschaft gefährden könnten. Hoffnungen auf eine Veränderung des Sozialismus in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) bleiben unerfüllt.

(ag, mw) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 19.02.2016
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Grau, Andreas/Würz, Markus: Internationale Krisen 1956, in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/kapitel/geteiltes-deutschland-gruenderjahre/kalter-krieg/internationale-krisen-1956.html
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