Die Bundesrepublik Deutschland entsteht als Staat ohne Armee. Ihre Wiederbewaffnung ist eine der umstrittensten Fragen der Nachkriegszeit sowohl im In- als auch im Ausland. Die Schrecken des Krieges sind für viele noch lebendig. Nach dem Ausbruch des Korea-Krieges drängen die USA und Großbritannien auf einen deutschen Verteidigungsbeitrag. Weil sich Frankreich diesem Druck auf Dauer nicht entziehen kann, geht es in die Offensive. Der französische Ministerpräsident René Pleven schlägt am 24. Oktober 1950 eine Europäische Verteidigungsgemeinschaft (EVG) vor. Diese scheitert aber schließlich an Frankreich selbst.
EVG- und Deutschlandvertrag
Der Pléven-Plan sieht vor, dass die schon in der EGKS zusammengeschlossenen Staaten Frankreich, Italien, die Bundesrepublik und die Beneluxländer ihre Truppen zu einer gemeinsamen Armee verschmelzen. Durch die EVG sollen die Risiken der deutschen Wiederbewaffnung aufgefangen und die europäische Einigung vorangetrieben werden.
Bundeskanzler Konrad Adenauer sieht im französischen Vorschlag die Chance, Souveränität zu erreichen. Er macht für die deutsche Wiederbewaffnung die volle Gleichberechtigung der Bundesrepublik zur Bedingung. Gleichzeitig mit dem EVG-Vertrag wird daher über einen Deutschlandvertrag verhandelt, der das Besatzungsstatut aufhebt und der Bundesrepublik ihre Souveränität zurückgibt. Beide Verträge können nur zusammen in Kraft treten.
Scheitern
Der Deutschlandvertrag wird am 26. Mai 1952 in Bonn unterschrieben. Einen Tag später findet in Paris auch die Unterzeichnung des EVG-Vertrags statt. Die nationalen Parlamente ratifizieren den Vertrag nach und nach. Er scheitert jedoch am 30. August 1954 in der französischen Nationalversammlung. Das Parlament lehnt es ab, die französische Armee einem europäischen Oberkommando zu unterstellen. Auch ist die Angst vor einem wiederbewaffneten Deutschland immer noch zu groß.
(ag, mw) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 26.02.2016
Text: CC BY NC SA 4.0
Empfohlene Zitierweise:
Grau, Andreas/Würz, Markus: Europäische Verteidigungsgemeinschaft, in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/kapitel/geteiltes-deutschland-gruenderjahre/weg-nach-westen/europaeische-verteidigungsgemeinschaft.html
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