Krieg und Nachkriegszeit haben Ehe und Familie verändert. Die Frauen sind durch die erlittenen Erfahrungen und ihre Leistungen beim Wiederaufbau selbstständiger geworden. Immer mehr Frauen sind erwerbstätig, denn die Industrie wirbt um ihre Arbeitskraft. Trotzdem erhalten viele Frauen bei gleicher Tätigkeit deutlich geringere Löhne als ihre männlichen Kollegen.Doch noch bleibt die Hausfrau und Mutter das bevorzugte gesellschaftliche Leitbild. Erst durch das Gleichberechtigungsgesetz von 1957 wird die Gleichberechtigung von Mann und Frau im Bürgerlichen Gesetzbuch verankert.

Ungleichheit

Anspruch und Wirklichkeit des in der Verfassung verankerten Gleichberechtigungsgebotes klaffen noch weit auseinander. Dies spüren vor allem berufstätige Frauen. Zu ihrer Doppelbelastung durch Arbeit und Haushalt kommt rechtliche und soziale Diskriminierung. Zwar verbietet das Bundesarbeitsgericht 1955 "Frauenlohngruppen", doch entstehen dafür sogenannte "Leichtlohngruppen", in denen vor allem Frauen vertreten sind. Weibliche Industriearbeiterinnen verdienen 1950 nur 59 Prozent des Lohnes ihrer männlichen Kollegen, 1960 sind es 61 Prozent und 1970 immer noch erst 63 Prozent.

Rollenbild

Das überkommene gesellschaftliche Idealbild der Frau als Hausfrau und Mutter bleibt lebendig. "Mutterberuf ist Hauptberuf [...] und hat höheren Wert als jeder Erwerbsberuf" erklärt Familienminister Franz-Josef Wuermeling 1959. Diesem Anspruch bleibt auch das Gleichberechtigungsgesetz von 1957 verhaftet, obschon es die Befugnisse der Ehefrau im Familien-, Ehe- und Vermögensrecht erweitert. Zwar wird die Entscheidungsbefugnis des Ehemannes in allen das gemeinschaftliche Leben betreffenden Angelegenheiten aufgehoben. Das Recht der Frau auf Erwerbstätigkeit ist jedoch davon abhängig, ob "dies mit ihren Pflichten in Ehe und Familie vereinbar" ist.

(ahw) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 04.11.2014
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Hinz-Wessels, Annette: Frauenarbeit, in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/kapitel/geteiltes-deutschland-gruenderjahre/wirtschaft-und-gesellschaft-im-westen/frauenarbeit.html
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