Das SED-Regime verfolgt die sozialistische Utopie von sozialer Gerechtigkeit und Gleichheit. Durch die Überwindung des Kapitalismus soll es allen Menschen besser gehen. In der Realität hat das Regime große Probleme, diese Ziele mit Hilfe der Zentralplanwirtschaft zu erreichen und den Lebensstandard zu verbessern. Der Alltag der Ostdeutschen ist geprägt von Versorgungslücken und der Lebensstandard liegt Ende der 1950er Jahre rund 40 Prozent unterhalb dem der Westdeutschen.
Wirtschaftliche Entwicklung
Zwar wächst die Wirtschaft in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) zwischen 1950 und 1960 kräftig, durchschnittlich um 5,8 Prozent im Jahr. Doch räumt das SED-Regime Schwerindustrie, Energieerzeugung, Leichtmaschinenbau und chemischer Industrie Vorrang ein vor Ausgaben für die vorhandene Infrastruktur, den Städtebau oder die Konsumgüterherstellung. Für wirtschaftliche Rückschläge sorgt der beschleunigte "Aufbau des Sozialismus", in dessen Folge etwa Lebensmittel knapp bleiben. Mit der Devise "So wie wir heute arbeiten, werden wir morgen leben" fordert die SED daher Konsumverzicht.
Versorgungsengpässe
Erst 1958 endet die seit 1939 bestehende Lebensmittelrationierung, das Lebensniveau steigt leicht. Auf ihrem V. Parteitag beschließt die SED, den Lebensstandard in den nächsten Jahren zu erhöhen. Ein mit Westdeutschland vergleichbarer Wohlstand bleibt jedoch aus. Fleisch, Milch, Butter, Obst und Gemüse sind knapp. Es herrscht ein empfindlicher Mangel an modischer Kleidung, Schuhen oder technischen Geräten. Nur sechs Prozent der Haushalte hat 1960 eine Waschmaschine oder einen Kühlschrank. Der Bedarf an Wohnraum ist hoch und jährlich werden nur wenige Pkw der Marken Trabant und Wartburg hergestellt. Formschön gestaltete Erzeugnisse sind rar.
(mw) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 04.04.2016
Text: CC BY NC SA 4.0
Empfohlene Zitierweise:
Würz, Markus: Anspruch und Wirklichkeit, in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/kapitel/geteiltes-deutschland-gruenderjahre/wirtschaft-und-gesellschaft-im-osten/anspruch-und-wirklichkeit.html
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